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Das Vermächtnis

Von

Hör′ des Sterbenden Vermächtnis,
Höre meinen letzten Laut:
Diese Blume, welk und farblos,
Sei als Gabe dir vertraut!

Wie sie teuer, wie sie kostbar,
Dir ist es ja ganz bewußt:
An dem Tag, als mein du wurdest,
Raubt′ ich sie von deiner Brust.

Liebchen, laß an deinem Busen,
Laß die welke Blume ruhn,
Einst der Liebe traute Gabe,
Doch des Schmerzens Gabe nun!

Dann wirst du′s im Herzen lesen,
Gleich der Schrift im Leichenstein:
Wann und wie sie dir geraubt ward,
Wann und wie sie wieder dein.

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Gedicht: Das Vermächtnis von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Vermächtnis“ von Anastasius Grün ist eine melancholische Reflexion über Liebe, Verlust und Erinnerung, die in der Form eines Abschiedsversprechens eines Sterbenden an seine Geliebte gehalten ist. Das zentrale Bild der welken Blume dient als Metapher für die verbliebene Liebe, die einst blühende Beziehung und das Leid, das durch den Tod nun unausweichlich wird. Die Wahl einer „welken und farblosen“ Blume unterstreicht die Vergänglichkeit des Lebens und die Traurigkeit des Abschieds.

Die Blume, die dem Geliebten übergeben wird, hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits war sie ein Zeichen der Liebe, als sie der Geliebte einst von der Brust der Frau „raubte“, was eine intime Geste der Zuneigung impliziert. Andererseits ist sie nun eine „Gabe des Schmerzes“, ein Symbol für den Verlust und das Andenken an die vergangene Liebe. Die Übergabe der Blume an die Geliebte am Sterbebett stellt einen Moment der Intimität und des geteilten Leids dar, der die Trennung durch den Tod mit einer letzten Geste der Liebe verbindet.

Die letzten Verse deuten auf eine tiefe Verbundenheit hin, die über den Tod hinausreicht. Das Herz der Geliebten wird zum Ort der Erinnerung, in dem die Geschichte der Blume, und damit der Beziehung, bewahrt wird. Die Zeilen „Dann wirst du’s im Herzen lesen, / Gleich der Schrift im Leichenstein“ erzeugen einen Vergleich mit einem Grabstein, auf dem die Geschichte des Verstorbenen eingraviert ist, und deuten darauf hin, dass die Erinnerung an die Liebe und das, was sie bedeutete, für immer bestehen bleiben wird. Dies verleiht dem Gedicht eine tröstliche Note, indem sie die Überwindung des Todes durch die fortwährende Kraft der Liebe und Erinnerung betont.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und gefühlvoll, was zur Intimität und Direktheit der Aussage beiträgt. Die Verwendung von einfachen Reimen und klaren Bildern macht das Gedicht leicht zugänglich und verstärkt die emotionale Wirkung auf den Leser. Es ist ein Gedicht über die tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen, über die Bedeutung von Liebe und Erinnerung im Angesicht des Todes, und über die Hoffnung, dass diese Gefühle über das Leben hinaus weiterleben.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.