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Das Blatt im Buche

Von

Ich hab’ eine alte Muhme,
Die ein altes Büchlein hat,
Es liegt in dem alten Buche
Ein altes, dürres Blatt.

So dürr sind wohl auch die Hände,
Die einst im Lenz ihr’s gepflückt.
Was mag doch die Alte haben?
Sie weint, so oft sie’s erblickt.

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Gedicht: Das Blatt im Buche von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Blatt im Buche“ von Anastasius Grün ist eine einfühlsame und melancholische Betrachtung über die Vergänglichkeit und die Macht der Erinnerung. Das Gedicht greift die simple, aber bewegende Szene einer alten Frau auf, die ein vertrocknetes Blatt in einem alten Buch bewahrt und bei dessen Anblick weint. Die Wahl des „alten Buches“ und des „alten Blattes“ deutet auf eine tiefe Verbindung zur Vergangenheit hin, die durch die physischen Objekte greifbar wird.

Die ersten beiden Strophen zeichnen ein Bild der alten Frau und des Blattes, wobei der Fokus auf dem Alter und der Zerbrechlichkeit liegt. Die Wiederholung des Wortes „alt“ in verschiedenen Formen unterstreicht den verstreichenden Lauf der Zeit. Das „dürre Blatt“ dient als Metapher für die Vergänglichkeit des Lebens und die Erinnerungen, die im Laufe der Jahre welken und austrocknen. Der Kontrast zwischen dem einstigen „Lenz“ (Frühling) und dem aktuellen Zustand des Blattes verstärkt das Gefühl des Verlustes und der Nostalgie. Die Frage nach dem Grund der Trauer, die in der letzten Strophe gestellt wird, lädt den Leser ein, sich in die Gefühlswelt der alten Frau hineinzuversetzen.

Die Einfachheit der Sprache und die klare Struktur des Gedichts tragen zur Wirkung bei. Durch die Verwendung einfacher Wörter und Reime wird eine unmittelbare Verbindung zum Leser hergestellt. Die bildhafte Sprache, wie etwa „dürre Blatt“ und „dürr sind wohl auch die Hände“, erzeugt lebendige Bilder, die die Vorstellungskraft anregen. Die Kürze des Gedichts, mit nur vier Strophen, konzentriert die Emotionen und verhindert, dass die Melancholie abschweift.

Die Essenz des Gedichts liegt in der Frage nach dem Grund der Trauer. Das Blatt im Buch repräsentiert eine verlorene Liebe, eine vergangene Freude oder ein schmerzhaftes Ereignis, das die alte Frau immer noch beschäftigt. Es könnte ein Symbol für eine verlorene Jugend, einen geliebten Menschen oder eine gescheiterte Hoffnung sein. Die Tränen der Frau sind ein Zeichen der tiefen Verbundenheit mit der Vergangenheit und der Unfähigkeit, die Erinnerungen zu vergessen. Das Gedicht endet offen, was den Leser dazu anregt, über die Bedeutung des Blattes und die Gefühle der alten Frau nachzudenken, und die universelle Erfahrung des Verlustes und der Erinnerung zu reflektieren.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.