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An Elisabeth v. K.

Von

In deiner Seele mildem Lichte
Ist mir der Frühling aufgeblüht;
Gereift sind meine ersten Früchte,
Allein von ihrem Strahl durchglüht.

Als, sich vom Staub empor zu ringen,
Mein Geist noch matt die Flügel schlug,
Liehst du ihm, Freundin, Kraft der Schwingen
Und sporntest ihn zu kühnem Flug.

Die Sehnsucht, die zu lichtern Räumen
Sich aufschwingt aus dem dunklen Hier,
Der Seele Rausch in hohen Träumen
Als Lebensmitgift gabst du mir.

Mit mir auf allen meinen Wegen
Zogst du als Schutzgeist ungesehn,
Und deiner Lippen milden Segen
Fühlt′ ich um meine Stirne wehn.

Bei Nacht zu meinen Augenliden
Hat sich im Traum dein Bild gesenkt,
Bis es das Herz mit stillem Frieden
Zum Ueberfließen mir getränkt.

Für alles, was du mir gegeben,
Wo wär′ ein Dank, der nicht zu klein?
Von einem vollen, ganzen Leben
Die Ernte dacht′ ich dir zu weihn.

Nun, da du sankst zum frühen Grabe,
Am kalten Marmor hingekniet
Hab′ ich für dich nicht andre Gabe
Als Thränen und dies arme Lied.

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Gedicht: An Elisabeth v. K. von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Elisabeth v. K.“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine elegische Hommage an eine verstorbene Freundin, Elisabeth, und eine Reflexion über die transformative Kraft ihrer Freundschaft. Es zeichnet sich durch eine tiefe Dankbarkeit und Trauer aus, die in einer klaren, poetischen Sprache zum Ausdruck kommt. Das Gedicht beginnt mit der Metapher des Frühlings, der in der Seele des Dichters durch Elisabeths „mildes Licht“ erblüht ist, was die Inspiration und das Wachstum symbolisiert, die von ihrer Gegenwart ausgingen.

In den folgenden Strophen wird die Bedeutung Elisabeths für die Entwicklung des Dichters weiter entfaltet. Sie wird als diejenige dargestellt, die ihm „Kraft der Schwingen“ gab und ihn zu „kühnem Flug“ anspornte. Hier wird ein Bild der Befreiung und des Aufstiegs entworfen, das Elisabeths Rolle als Mentoren und Förderin unterstreicht. Sie schenkte ihm die Sehnsucht nach höheren Zielen, den „Rausch in hohen Träumen“, und begleitete ihn als „Schutzgeist ungesehn“ auf all seinen Wegen. Diese Zeilen zeugen von der tiefen Verbundenheit und dem Gefühl des Schutzes, das durch ihre Freundschaft entstand. Die Erwähnung ihres „milden Segens“ unterstreicht die positive, tröstliche Wirkung, die sie auf den Dichter ausübte.

Das Gedicht erreicht seinen Höhepunkt in der Reflexion über den Verlust. Der Dichter beschreibt, wie ihr Bild ihm im Traum erschien und sein Herz mit „stillem Frieden“ erfüllte. Doch die Realität des Todes wird in den letzten Strophen schmerzlich offenbar. Die „Ernte“ eines vollen Lebens, die er ihr ursprünglich widmen wollte, muss nun durch „Thränen und dies arme Lied“ ersetzt werden. Der Wechsel vom Lob der lebenden Freundin zur Klage über ihren Tod verstärkt die Tragik des Verlustes.

Die abschließenden Zeilen sind von einer tiefen Demut und Hilflosigkeit geprägt. Am „kalten Marmor“ des Grabes kniend, gesteht der Dichter, dass all seine Worte und Gesten nicht ausreichen, um die Dankbarkeit und Trauer, die er empfindet, angemessen auszudrücken. Das Gedicht selbst wird zur einzigen Gabe, die er Elisabeth nun noch darbringen kann. Es ist ein Zeugnis der Unsterblichkeit ihrer Freundschaft und ein Ausdruck des Trostes, den er in der Erinnerung und der Poesie findet. Die Einfachheit der Sprache und die aufrichtige Emotion machen das Gedicht zu einem bewegenden Denkmal für eine geliebte Freundin.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.