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Eine Bitte

Von

Es ruft mich aus der Herbstesnacht ein Ton,
Die Sterne flammen, Gärten leuchten weit –
Mein Schlaf ging fort, – und auf den Kissen breit
Zerrissen liegt der Kranz von dunklem Mohn …

Wer weckt so früh mich? kommt der Morgen schon?
– Da trittst du her in einem Schattenkleid.
Dein Blick ist tief von einem heilgen Leid –
Du bist so licht, – kommst du von einem Thron?

Da ists, als ob ich Tränenworte höre:
?Sei mir nicht bös, daß ich dein Schlafen störe!
Petrus entriegelt mir kein Paradies –

Gib mir mein Herz! ich friere bei den Schatten, –
Denn irren muß ich auf den Totenmatten,
Weil ich mein Herz auf Erden bei dir ließ!“ …

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Eine Bitte von Alberta von Puttkamer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Eine Bitte“ von Alberta von Puttkamer offenbart eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Tod, Liebe und Verlust. Die erste Strophe skizziert eine herbstliche Szenerie, die von einer melancholischen Stimmung getragen wird, dargestellt durch den „Ton, der aus der Herbstesnacht ruft“, die „flammenden Sterne“ und die „leuchtenden Gärten“. Der „Kranz von dunklem Mohn“, der zerrissen auf dem Kissen liegt, symbolisiert den Schlaf als eine Art von Tod, der durchbrochen wird. Dieses Bild erzeugt eine Atmosphäre der Verzweiflung und des Verlustes, die das gesamte Gedicht prägt.

Die zweite Strophe intensiviert die Szene, indem eine „Schatten“gestalt erscheint, deren „Blick tief von einem heilgen Leid“ zeugt. Die Frage, ob diese Gestalt von einem Thron kommt, deutet auf eine übernatürliche Herkunft hin, was darauf hindeutet, dass es sich um eine Seele oder einen Geist handeln könnte. Das Wort „licht“ in Verbindung mit dem Schattenkleid verstärkt den Eindruck der Widersprüchlichkeit und unterstreicht die Unfassbarkeit des Phänomens, das dem Erzähler erscheint. Der Kontrast zwischen dem irdischen Schmerz und dem möglicherweise transzendenten Ursprung des Geistes ist hier von großer Bedeutung.

In der dritten Strophe wird die eigentliche Bitte formuliert. Die Gestalt entschuldigt sich für die Störung des Schlafs und offenbart, dass sie nicht aus dem Paradies kommt, was die Hoffnung des Erzählers zunichtemacht. Der Kern der Bitte ist die Rückgabe des Herzens, das auf Erden zurückgelassen wurde. Die Gestalt klagt über das Frieren in den Schatten und das Irren auf den Totenmatten, da sie ihr Herz zurücklassen musste. Dieses Bitten unterstreicht die Sehnsucht nach Verbundenheit und Liebe sowie die Qual des Verlustes, die über den Tod hinaus andauert.

Das Gedicht ist von einer tiefen Melancholie durchzogen, die durch die Wahl der Bilder und die Sprache verstärkt wird. Die verwendeten Bilder von Herbst, Nacht, Sternen und Schatten erzeugen eine düstere, fast mystische Atmosphäre. Das lyrische Ich, das sowohl fragt als auch zuhört, verleiht dem Gedicht eine intime Note. Es spiegelt die existenzielle Frage nach dem Leben nach dem Tod und der Bedeutung der Liebe wider. Die Bitte, das Herz zurückzuerhalten, zeigt, dass Liebe und Verbundenheit über den Tod hinaus von Bedeutung sind. Puttkamer verbindet hier gekonnt Elemente der Romantik mit einem Hauch von Mystik, um eine ergreifende Reflexion über Liebe, Verlust und die Suche nach Sinn zu schaffen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.