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Der längste Tag

Von

Tag der Sommersonnenwende,
Schönster in der Brüder Schar,
Seines Segens reichste Spende
Häuft durch dich auf uns das Jahr.

Alle deine goldnen Stunden
Zu genießen voll und ganz,
Früh dem Schlummer schon entwunden
Hab′ ich mich beim Sternenglanz.

Sah die Dämmernebel brechen,
Als sein Thor der Ost erschloß,
Und dein Licht in Flammenbächen
Auf die Erde niederfloß;

Sah, wie sie in durst′gen Zügen
Schlürfte von dem reinen Trank,
Bis in seligem Genügen
Sie in Mittagsträume sank.

Hoch mit dir am Himmelsbogen
Ist auf deiner lichten Bahn
Meine Seele hingezogen
Ueber Berg und Ocean.

Und in sich, bis tief, tiefinnen
Sie gesättigt war von Glut,
Ließ in vollem Strom sie rinnen
Deiner Strahlen heil′ge Flut.

Noch im Sinken lange, lange
Leuchtetest du, goldner Tag;
Lang noch nach dem Untergange
Glühe mir im Herzen nach!

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Gedicht: Der längste Tag von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der längste Tag“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine Ode an die Sommersonnenwende und feiert die Fülle und Schönheit dieses Tages. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise durch den Tag, von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang, und nutzt dabei bildhafte Sprache, um die Faszination und den Genuss an diesem besonderen Tag auszudrücken. Die Wiederholung des Wortes „Sah“ verstärkt die Beobachtungsgabe des lyrischen Ichs und unterstreicht seine tiefe Verbundenheit mit der Natur.

Die ersten Strophen beschreiben den Beginn des Tages und die Freude des lyrischen Ichs über die Ankunft des Lichts. Die Metaphern wie „goldnen Stunden“ und „Flammenbächen“ erwecken lebendige Bilder und vermitteln ein Gefühl von Wärme und Überfluss. Die Personifizierung der Erde, die „in durst’gen Zügen“ das Licht trinkt, verleiht der Szene eine fast mythische Qualität und unterstreicht die lebensspendende Kraft der Sonne. Das lyrische Ich scheint den Tag in vollen Zügen genießen zu wollen, indem es sich früh dem Schlaf entzieht und bis in die Mittagsträume die Schönheit der Natur in sich aufnimmt.

Die zweite Hälfte des Gedichts nimmt eine persönlichere Wendung, indem die Seele des lyrischen Ichs mit dem Lauf der Sonne verbunden wird. Die Zeilen „Hoch mit dir am Himmelsbogen / Ist auf deiner lichten Bahn / Meine Seele hingezogen“ zeigen eine tiefe emotionale Resonanz mit dem Tag. Die Seele wird von der „heil’gen Flut“ der Sonnenstrahlen genährt, was eine spirituelle Erfahrung suggeriert. Die Verwendung von Worten wie „Glut“ und „heil’ge Flut“ unterstreicht die Intensität und Reinheit dieser Erfahrung.

Der Schluss des Gedichts drückt die Hoffnung aus, dass die Erinnerung an den langen Tag und seine Leuchtkraft im Herzen des lyrischen Ichs weiterleuchten möge. Die Zeilen „Lang noch nach dem Untergange / Glühe mir im Herzen nach!“ deuten auf eine dauerhafte Wirkung des Tages, der über seinen physischen Verlauf hinausgeht. Das Gedicht ist also mehr als nur eine Beschreibung der Sommersonnenwende; es ist ein Ausdruck der Ehrfurcht vor der Natur und der Sehnsucht nach einer tiefen Verbindung mit dem Universum. Es feiert die Schönheit und die Fülle des Lebens.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.