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Der Topf mit Orden

Von

Auf dem Balkon des Palastes
Steht Seine Excellenz mit dem Topf,
Und unten harret die Masse
Des Volkes Kopf an Kopf.

Der Topf – wohl über die falsche
Bestimmung weinend – tropft,
Und ist mit bunten Orden
Und Sternen vollgestopft.

Seine Excellenz der Minister beugt sich
Ueber’s Geländer hinaus;
Dann ruft er warnend: Kopf weg!
Und gießt den Inhalt aus.

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Gedicht: Der Topf mit Orden von Adolf Glaßbrenner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Topf mit Orden“ von Adolf Glaßbrenner ist eine satirische Darstellung der Korruption und der ungerechten Verteilung von Auszeichnungen und Ehrungen in einer gesellschaftlichen Ordnung. Es entlarvt die Willkür und die vermeintliche Wertlosigkeit von Orden und Auszeichnungen, indem es sie als etwas Materielles und leichtfertig Ausgegossenes darstellt.

Das Bild, das Glaßbrenner zeichnet, ist einprägsam: Ein Minister steht auf dem Balkon eines Palastes und hält einen Topf voller Orden. Dieser Topf, der aufgrund seiner „falschen Bestimmung“ weint, ist das eigentliche Objekt der Satire. Die Orden, normalerweise Symbole für Verdienste und Auszeichnungen, werden hier zu einem bedeutungslosen Inhalt, der wahllos ausgeschüttet wird. Die Anwesenheit der „Masse“ des Volkes, die unterhalb des Balkons wartet, verdeutlicht die Erwartungshaltung und das Streben nach diesen Auszeichnungen, die im Grunde genommen jedoch entwertet werden.

Die Warnung „Kopf weg!“, die der Minister ausruft, bevor er den Inhalt des Topfes ausgießt, ist von besonderer Bedeutung. Sie lässt auf eine drohende Gefahr schließen und deutet auf die möglicherweise schädlichen Auswirkungen der Auszeichnungen auf die Gesellschaft hin. Diese Warnung kann als Kommentar auf die Scheinheiligkeit und die Ungerechtigkeit interpretiert werden, die mit der Vergabe von Orden einhergehen. Sie impliziert, dass der wahllos verteilte „Inhalt“ des Topfes, also die Orden und Auszeichnungen, möglicherweise mehr Schaden anrichtet als nützt.

Der Kontrast zwischen dem feierlichen Rahmen – dem Palast und der „Excellenz“ des Ministers – und der profanen Handlung des Ausgießens der Orden verstärkt die satirische Wirkung des Gedichts. Glaßbrenner kritisiert die gesellschaftlichen Strukturen und die Personen, die in dieser Ordnung handeln, und deckt die Scheinheiligkeit und die Korruption hinter der Fassade der Ehre auf. Das Gedicht appelliert an die Leser, die scheinbaren Werte und Autoritäten zu hinterfragen und die wahren Beweggründe hinter der Vergabe von Ehrungen zu erkennen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.