Barcarole
Um der fallenden Ruder Spitzen
Zittert und leuchtet ein schimmernder Glanz,
Flieht bei jedem Schlage mit Blitzen
Hin von Wellen zu Wellen im Tanz.
Mir im Busen von Liebeswonnen
Zittert und leuchtet das Herz wie die Flut,
Jubelt hinauf zu den Sternen und Sonnen,
Bebt zu vergehn in der wogenden Glut.
Schon auf dem Felsen durchs Grün der Platane
Seh′ ich das säulengetragene Dach,
Und das flimmernde Licht am Altane
Kündet mir, daß die Geliebte noch wach.
Fliege, mein Kahn! und birg uns verschwiegen,
Birg uns, selige Nacht des August!
Süß wohl ist′s, auf den Wellen sich wiegen,
Aber süßer an ihrer Brust.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Barcarole“ von Adolf Friedrich Graf von Schack beschreibt eine nächtliche Gondelfahrt, die von der Sehnsucht und Vorfreude des Sprechers auf die geliebte Person getragen wird. Das Gedicht ist in drei Strophen aufgebaut, wobei die ersten beiden Strophen die Atmosphäre der Nacht und die Gefühle des Sprechers einfangen, während die dritte Strophe die Annäherung an das Ziel, die Geliebte, schildert. Die abschließenden Verse drücken die Sehnsucht nach Vereinigung und die Überlegenheit der Liebe gegenüber dem bloßen Dahingleiten auf dem Wasser aus.
Die erste Strophe zeichnet ein lebhaftes Bild der nächtlichen Szenerie. Die „fallenden Ruder Spitzen“ erzeugen einen „schimmernden Glanz“, der im Tanz von Wellen zu Wellen flieht. Diese Beschreibung suggeriert Bewegung, Licht und ein Gefühl von Magie, das die romantische Stimmung des Gedichts verstärkt. Die zweite Strophe wechselt von der äußeren Umgebung zur inneren Welt des Sprechers. Sein Herz zittert und leuchtet wie die Flut, gefüllt von „Liebeswonnen“. Es jubelt zu den Sternen und Sonnen und sehnt sich danach, in der „wogenden Glut“ der Liebe zu vergehen. Diese Zeilen verdeutlichen die Intensität der Emotionen, die den Sprecher beherrschen.
Die dritte Strophe lenkt den Blick auf das konkrete Ziel der Fahrt: das Haus der Geliebten. Das „flimmernde Licht am Altane“ kündet, dass sie noch wach ist, was die Vorfreude des Sprechers noch steigert. Der Befehl „Fliege, mein Kahn!“ drückt die Ungeduld und den Wunsch nach unmittelbarer Vereinigung aus. Die letzten beiden Verse sind eine Ode an die Liebe. Obwohl das Wiegen auf den Wellen süß ist, so ist es doch noch süßer, an der Brust der Geliebten zu sein. Dies betont die höchste Sehnsucht des Sprechers nach körperlicher und emotionaler Nähe.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck romantischer Liebe und Sehnsucht, eingebettet in die malerische Kulisse einer venezianischen Nacht. Schack nutzt die Bilder der Natur – das schimmernde Wasser, das Licht der Sterne – um die Intensität der Gefühle des Sprechers zu spiegeln. Die Barcarole-Form, benannt nach dem Lied der Gondolieri, unterstreicht die Musikalisierung und den harmonischen Charakter des Gedichts. Das Gedicht ist ein klassisches Beispiel romantischer Lyrik, das die Schönheit, die Sehnsucht und die Erfüllung der Liebe feiert.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.