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Der Teufeltanz

Von

»Geht, Pater Ambros! Wenn man Euch gebraucht,
So pflegt man Euch vor sich zu laden.« –
»Ich muß Euch sprechen, Euch sprechen, Durchlaucht!
Sonst nähme die Seele mir Schaden.
Geschwiegen hab′ ich von Opern, Balletts
Und allem, was, Euch zu locken ins Netz,
Der Teufel gebraucht als Köder;
Nichts sagt′ ich zum Spiele, wie arg Ihr′s triebt,
Nichts zu den Aktricen, die Ihr geliebt;
Doch schwieg ich zu dem, was jetzt sich begiebt,
Ein Judas wär′ ich, ein schnöder.

Mit Grausen hör′ ich, verhandeln wollt
Ihr selber, der Landesvater,
Sechstausend Landeskinder für Gold,
Zu bauen ein neues Theater;
Ja derer, die ich zu Christen getauft,
Zweihundert habt Ihr bereits verkauft,
Verkauft an die britischen Werber;
Sie gehen, verdorben durch Branntewein
Und Ketzerlehren, zur Hölle ein,
Und die Frucht von all meinen Litanein
Pflückt nun für sich der Verderber.

Brecht ab, bei Eurem ewigen Heil,
Durchlaucht, den greulichen Handel,
Und Absolution wird Euch zu teil
Für den sonstigen Lebenswandel.«
»Nun? Geht es zu Ende mit Eurem Sermon?«
Ruft zornig der Herzog; »Ihr hörtet es schon,
Nicht läßt der Beschluß sich ändern;
Alltäglich ist solcher Handel ja,
Auch sehnen die Burschen, sobald sie erst da,
Sich nicht mehr zurück aus Amerika
Nach den glücklichen Vaterländern.«

Er geht, da ruft noch hinter ihm her
Der wackere Pater entrüstet:
»Durchlaucht, das thätet Ihr nimmermehr,
Wofern Ihr die Folgen wüßtet!
Nicht hab′ ich′s, bei aller Ehrfurcht, Hehl:
Eh geht durch ein Nadelöhr ein Kamel,
Als daß Ihr kämt in den Himmel!
Die Teufel werden über dies Geld
Mehr jauchzen, als wenn ein Engel fällt;
Ich höre schon, wie die Hölle gellt
Von Jubel und Freudengetümmel.«

Vergebens. Vom Marktplatz Paar an Paar
Fort ziehen die jungen Soldaten;
Für jeden zahlten die Werber bar
Zweihundert Holländer Dukaten.
Im Saale neben dem Schlafgemach
Zählt selber das Gold der Herzog nach
In den Tonnen und Säcken und Truhen.
Das funkelt und blitzt und schimmert und blinkt;
Kein Anblick hat ihm so süß noch gedünkt;
Erst spät, als schläfrig das Haupt ihm sinkt,
Streckt er sich aufs Lager zum Ruhen.

Kaum schläft er – was stört ihn mit einem Mal?
Hat Traum den Sinn ihm umwoben?
Von Tanzender Tritten hallt der Saal,
Von Pauken und Stampfen und Toben.
Schwer will er bestrafen die Ungebühr;
Er stürzt nach dem Saal; er öffnet die Thür
Doch taumelt zurück mit Schrecken;
Der Teufel selber mit Hörnern und Schwanz,
Umgeben von höllischem Mummenschanz,
Schwingt hin und her sich in lustigem Tanz
Auf den Tonnen und Rollen und Säcken.

Es jubelt und lacht und tänzelt und schwirrt
Durcheinander in tollem Reigen;
Das Geld zu der Tanzenden Füßen klirrt,
Und Flöten erschallen und Geigen.
Auf der größten der Tonnen nimmt Lucifer Platz;
Die Hand erhebt er und segnet den Schatz;
Trompetenfanfaren erklingen,
Und um ihn spielen die andern all,
Asmodeus und Mammon und Belial,
Mit den Rollen und klingenden Säcken Ball
Und hüpfen in lustigen Sprüngen.

In kaltem Schweiß lag der Herzog die Nacht
Und ächzte zum Gotterbarmen:
»Wenn ich so viel Freude dem Teufel gemacht,
Weh meiner Seele, der armen!«
Frühmorgens die Diener poltert er wach:
»Auf, schafft mir das Gold den Werbern nach!
Schickt Boten aus in der Runde!
Und geben sie sonst die Rekruten nicht los,
So zahl′ ich ein Reugeld doppelt groß.
Schnell, schnell! Auch ruft mir den Pater Ambros,
Denn beichten will ich zur Stunde!«

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der Teufeltanz von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Teufeltanz“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine düstere Ballade, die von einem Herzog handelt, der Seelen für Gold verkauft und dafür von einem teuflischen Tanz heimgesucht wird. Das Gedicht beginnt mit einem Gespräch zwischen dem Herzog und Pater Ambros, der den Herzog vor seinen abscheulichen Taten warnt. Der Herzog missachtet die Warnungen des Paters und setzt seinen Handel mit den Werbern fort, die junge Männer für Gold verkaufen.

Die zweite Hälfte des Gedichts beschreibt die teuflischen Folgen des Handels. Der Herzog, in seinen Reichtum geblendet, zählt das Gold und schläft ein. In seinen Träumen oder vielleicht in einer Vision wird er Zeuge eines höllischen Tanzes, bei dem der Teufel und seine Dämonen auf den Geldfässern tanzen, die der Herzog angehäuft hat. Diese Vision ist eine eindrucksvolle Metapher für die Korruption und den moralischen Verfall, die durch den Handel mit Seelen und das Streben nach weltlichem Reichtum entstehen.

Die Sprache des Gedichts ist von einer gewissen Altertümlichkeit geprägt, was die Epoche der Entstehung widerspiegelt und die düstere Atmosphäre noch verstärkt. Die Verwendung von Reimen und einem regelmäßigen Metrum verleiht dem Gedicht einen rhythmischen Fluss, der sowohl die Erzählung vorantreibt als auch die dramatischen Höhepunkte verstärkt. Die beschreibenden Passagen sind reich an Bildern, die die Gier und den Teufelsanbetung, die in den Aktionen des Herzogs verkörpert sind, veranschaulichen.

Die Ballade endet mit der Erkenntnis des Herzogs, der seine Taten bereut und versucht, den Schaden wiedergutzumachen. Er befiehlt, das Gold zurückzuholen, und ruft den Pater Ambros, um zu beichten. Dies zeigt ein gewisses Maß an Reue und die Hoffnung auf Erlösung, obwohl die vorherigen teuflischen Taten einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Das Gedicht ist eine Mahnung an die Leser, sich von den Versuchungen des irdischen Reichtums nicht blenden zu lassen und die moralischen Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.