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An G.T.

Von

Freund, der mit mir in düstern Stunden
Den Gram der Erde durchgefühlt,
Mit mir die große Qual empfunden,
Die in der Brust der Menschheit wühlt,

Der nah mir war in jenen Nächten,
Als ich der Leiden schwerste litt
Und mit des Lebens finstern Mächten
Den ungeheuern Kampf durchstritt!

Noch einmal nun, zum letztenmale,
Eh mir der Tod die Wange bleicht,
Biet′ mir in der krystallnen Schale
Den Trank, den du mir oft gereicht,

Und singe mir ein Lied von denen,
Die wir geliebt, die oft vereint,
Mit Freuden- und mit Schmerzensthränen,
Wir durchgejubelt, durchgeweint.

Zu voller Leidensblüte schließe
Sich dann noch einmal auf mein Herz,
Daß es in eine Zähre gieße
Des ganzen Menschenlebens Schmerz.

Und, unbeengt vom dumpfen Schreine,
Laß ruhn mich, tief hinabgelegt,
Wo schmerzhaft zuckend an die meine
Die Brust der Mutter Erde schlägt!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An G.T. von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An G.T.“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine bewegende Betrachtung über Freundschaft, Leid und den nahenden Tod. Es ist ein Abschiedsgedicht, in dem der Sprecher, möglicherweise im Angesicht des Todes, seinen Freund um Trost und Erinnerung bittet. Die Stimmung ist melancholisch und von tiefer Verbundenheit geprägt, was durch die Anrede „Freund“ und die Schilderung gemeinsamer Erlebnisse untermauert wird.

Der erste Teil des Gedichts beschreibt die tiefe Freundschaft zwischen dem Sprecher und seinem Freund. Sie haben gemeinsam „den Gram der Erde durchgefühlt“ und „die große Qual empfunden“, was auf ein gemeinsames Verständnis von Leid und Schmerz hindeutet. Die „düstern Stunden“ und „jene Nächte“ deuten auf schwere Zeiten hin, in denen der Freund dem Sprecher zur Seite stand. Diese enge Verbindung, in der das gemeinsame Erleben von Leid die Grundlage bildet, wird durch die Bitte nach einem letzten „Trank“ und einem Lied, das die Erinnerung an gemeinsame Freuden und Leiden weckt, nochmals verstärkt.

Im zweiten Teil des Gedichts richtet sich der Fokus auf die bevorstehende Trennung. Der Sprecher bittet um einen letzten Dienst, bevor ihn der Tod ereilt („Eh mir der Tod die Wange bleicht“). Er wünscht sich einen „Trank“ und ein Lied, das von den Menschen erzählt, die sie gemeinsam geliebt und die sie „mit Freuden- und mit Schmerzensthränen“ erlebt haben. Dies zeigt die Sehnsucht nach Erinnerung und die Wertschätzung der gemeinsamen Vergangenheit. Die Bitte, „Des ganzen Menschenlebens Schmerz“ in einer Träne zu vergießen, deutet auf eine tiefe Melancholie und die Akzeptanz des menschlichen Leids hin.

Der letzte Abschnitt des Gedichts zeigt die tiefe Verbundenheit mit der Natur. Der Sprecher wünscht sich, nach seinem Tod in der Erde zu ruhen, wo er die „Brust der Mutter Erde“ spüren kann. Diese Metapher deutet auf den Kreislauf des Lebens und die Rückkehr zur Natur hin. Der Wunsch nach einer unbeengten Ruhestätte und die Nähe zur Erde zeigen eine tiefe Akzeptanz des Todes und eine Sehnsucht nach Frieden. Das Gedicht schließt mit einer Versöhnung des Ich mit dem Leben und dem Tod.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.