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Lied der Sehnsucht des Kuno Kohn

Von

Die Falten des Meeres platzen wie Peitschen auf meiner Haut.
Und die Sterne des Meeres reißen mich auf.

Von schreienden Wunden ist der Abend des Meeres Einsamen.
Aber die Liebenden finden den guten verträumten Tod …

Sei bald da, Schmerzäugige, das Meer tut so weh.
Sei bald da, Liebleidende, das Meer erschlägt mich so.

Deine Hände sind kühle Heilige. Hüll mich mit ihnen, das Meer brennt auf mir.
Hilf doch! Hilf doch! … Deck mich. Rette mich. Heil mich, Freundin.

Mutter … du –

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Lied der Sehnsucht des Kuno Kohn von Alfred Lichtenstein

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied der Sehnsucht des Kuno Kohn“ von Alfred Lichtenstein ist ein intensiver Ausdruck von Sehnsucht, Verzweiflung und dem Wunsch nach Erlösung. Das Meer, als zentrales Bild, wird zu einem Symbol für die Qualen des lyrischen Ichs, dessen Schmerz und Einsamkeit durch die bedrohliche Kraft des Meeres visualisiert werden. Die Verwendung von starken Bildern wie „platzen wie Peitschen“ und „reißen mich auf“ unterstreicht die Heftigkeit des erlebten Leidens und die physische Präsenz der seelischen Qual.

Das Gedicht entwirft eine Spannung zwischen dem Schmerz des lyrischen Ichs und der Sehnsucht nach einer rettenden Kraft. Die „Schmerzäugige“ und „Liebleidende“, vermutlich eine Geliebte, wird als die einzige Hoffnung auf Trost und Heilung angerufen. Ihre Hände werden als „kühle Heilige“ beschrieben, was ihre Fähigkeit zur Linderung des Schmerzes und zur Errettung betont. Der Wunsch nach Nähe und Geborgenheit ist in den wiederholten Bitten „Sei bald da“ und „Hüll mich“ deutlich spürbar.

Die Sprache des Gedichts ist expressiv und bildreich, durchsetzt von Metaphern und kraftvollen Verben, die die Intensität der Emotionen des Sprechers verstärken. Der abrupte Wechsel von den Bildern des Meeres zu den flehentlichen Bitten und schließlich zum Ruf nach der Mutter „Mutter … du -“ deutet auf eine tiefe Verzweiflung und einen Rückzug in eine kindliche, schutzbedürftige Phase hin. Dieser letzte, unvollendete Satz verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit und des Verlusts, da die Mutter als letzte Instanz des Trostes angerufen wird.

Insgesamt ist das Gedicht ein eindringlicher Appell nach Erlösung von der Qual der Einsamkeit und der Sehnsucht. Es vermischt die Bedrohung durch die Natur mit der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Durch die Verwendung von intensiven Bildern und einer direkten, flehenden Sprache erzeugt Lichtenstein ein beklemmendes Bild der menschlichen Verwundbarkeit und des Bedürfnisses nach Trost. Der offene Schluss, der mit der Anrufung der Mutter endet, lässt den Leser mit einem Gefühl der Leere und des ungestillten Verlangens zurück.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.