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Dorfstille

Von

Holunderduft liegt auf der Dorfesgasse –
die Hüttenfenster gleißen sonnenbunt.
Die Büsche schatten breit – es fliegen blasse
und volle Blüten schwebend hin im Rund.

Die Kirche ragt im goldengrünen Dämmern
der Linden, die sie überdrängen breit.
Nur aus verlorner Ferne dringt ein Hämmern,
als sei’s der Herzschlag dieser Einsamkeit…

Sonst alles klangtot! und die Mittagstille
liegt wie mit erz’nen Flügeln überm Land –
ich glaube fast, man hört es, wenn die Hülle
der Blätterknospen sprengt ihr bräunlich Band…

Ich glaube fast, man hört es, wenn im Neste
die Schwalbe sich im Mittagsschlafe regt,
und wenn ein Bienlein durch die Lindenäste
die Würze tropfend aus den Blüten trägt…

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Dorfstille von Alberta von Puttkamer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dorfstille“ von Alberta von Puttkamer zeichnet ein Bild von nahezu vollkommener Stille und friedlicher Idylle in einem dörflichen Umfeld. Die Autorin verwendet eine bildreiche Sprache, um die Atmosphäre der Ruhe und Abgeschiedenheit zu beschreiben. Die ersten Strophen etablieren eine Szenerie, in der Sinneseindrücke wie der Duft von Holunder, das Sonnenlicht auf den Häusern und das Spiel von Licht und Schatten durch die Büsche eine einladende und beruhigende Atmosphäre schaffen. Die Betonung auf sanften Farben und Bewegungen, wie die schwebenden Blüten, trägt zur Schaffung eines harmonischen Gesamteindrucks bei.

Die Kirche, die sich erhaben im Grünen erhebt, wird als zentrales Element der Dorfgemeinschaft dargestellt, und die „verlorene Ferne“, aus der ein schwaches Hämmern dringt, erzeugt ein Gefühl von Distanz und unterstreicht die überwältigende Stille. Dieses leise Geräusch wird jedoch in Bezug gesetzt zu der „Einsamkeit“, die die Stille noch verstärkt. Der Kontrast zwischen der Weite des Himmels und der Begrenzung des Dorfes wird angedeutet, was die Intimität der Umgebung hervorhebt. Der Eindruck, als würde die Stille selbst mit „erz’nen Flügeln“ über dem Land liegen, verdeutlicht ihre Präsenz und Macht.

Die detaillierten Beschreibungen, wie das Knacken der Blätterknospen oder die Bewegung der Schwalbe im Nest, verstärken das Gefühl der ungestörten Ruhe und der Fokussierung auf kleinste Details. Durch die Betonung dieser fast unhörbaren Geräusche wird die Stille umso intensiver und spürbarer. Die Verwendung von Verben wie „sprengen“ und „regt“ verleiht der Szene eine subtile Dynamik, die im Widerspruch zur Gesamtwirkung der Stille steht und somit die Wahrnehmung der Zuhörerschaft schärft.

Das abschließende Bild des Bienen, das Nektar sammelt, fügt der Szene einen Hauch von Leben und Bewegung hinzu. Es unterstreicht die Harmonie von Natur und Dorfleben. Die poetische Gestaltung, geprägt von sanften Bildern und einer tiefen Wertschätzung für die Natur, transportiert den Leser in eine Welt, in der die Stille nicht nur ein Fehlen von Geräuschen ist, sondern eine Quelle der Ruhe und inneren Einkehr darstellt. Das Gedicht feiert die Einfachheit und den Frieden des Landlebens, wo selbst die kleinsten Zeichen des Lebens in der Stille widerhallen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.