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Schlacht bey Leipzig , 1.

Von

(Fliegendes Blat jener Zeit.)

Ich hab den Schweden mit Augen gesehn,
Er thut mir wohlgefallen,
Geliebt mir in dem Herzen mein,
Vor andern Königen allen.

Er hat der schönen Reiter soviel,
Läst sich nicht lang vexieren,
Er hat der schönen Stück so viel,
Viel tausend Musketierer.

Das Frankenland ist ein schönes Land,
Es hat viel schöne Strassen,
Es hat so mancher brave Soldat,
Sein junges Leben gelassen.

Das Sachsenland ist ein einiges Land,
Es dienet Gott dem Herren,
Und wenn wir kommen ins Bayerland,
Frey tapfer wollen wir uns wehren.

Der Oberst Baudiß beym Schweden thut seyn,
Und thut sich tapfer halten,
Ist unverzagt mit dem Pappenheim
Ein Schlacht, zwey, drey zu halten.

Der Tilly hat ein Garn gespannt,
Es wird ihm bald zerreissen,
Der Schwede ist bekannt im Land,
Wohl in dem Lande Meissen.

Mit ihren Karthaunen und Stücken groß,
So tapfer thun unter sie krachen,
Und geben dem Garn so manchen Stoß,
Daß alle Fäden brachen.

Der Tilly ins Land zu Meissen zog,
Er freut sich sehr von Herzen,
Und wie er wieder weichen muß,
Thät er sich sehr entsetzen.

Nun weiß ich noch ein Cavallier
Der wird genannt der Holke,
Vom spanschen Wein und Malvasier
Da kriegte er die Kolke.

Das Confeckt wohl vergiftet war,
Ich thus mit Wahrheit sagen,
Der Schwed dem Tilly schor den Bart,
Und aus dem Land thut jagen.

Wie liefen die Krabaten davon,
Dazu die Welschen Brüder:
»Ade Leipzig behalt deine Mahlzeit,
Zu dir komm ich nicht wieder.«

Also hat dieses Lied ein End,
Das sey zu Ehren gesungen
Dem König in Schweden gar behend,
Der Tilly ist ihm entsprungen.

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Gedicht: Schlacht bey Leipzig , 1. von Achim von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Schlacht bey Leipzig, 1.“ von Achim von Arnim ist ein volkstümliches, stark patriotisch gefärbtes Lied, das die Ereignisse der Schlacht von Leipzig im Dreißigjährigen Krieg aus schwedischer Sicht schildert. Es spiegelt die unmittelbare Erfahrung des Krieges wider, wobei der Fokus auf der Bewunderung des schwedischen Königs und der militärischen Stärke des schwedischen Heeres liegt. Die Form des Gedichts, ein „Fliegendes Blat jener Zeit“, deutet auf seine Verbreitung in der Bevölkerung hin, um die Kriegserlebnisse zu kommentieren und die eigene Seite zu glorifizieren.

Das Gedicht ist geprägt von einer einfachen, direkten Sprache, die leicht verständlich ist und das Publikum direkt anspricht. Die Reime und der einfache Rhythmus erinnern an Volkslieder, was die eingängige Natur des Gedichts unterstreicht. Der Verfasser präsentiert die schwedischen Truppen als überlegen, mit „schönen Reitern“ und „viel tausend Musketierern“. Die Verwendung von Begriffen wie „vexieren“ und die Betonung der militärischen Stärke suggerieren eine gewisse Arroganz und Überzeugung der eigenen Unbesiegbarkeit. Die Nennung von Orten wie Sachsen und Bayern deutet auf die geographische Ausdehnung des Krieges und die Einbeziehung verschiedener deutscher Territorien hin.

Ein zentrales Thema ist die Verherrlichung des schwedischen Königs und die Darstellung des Gegners, hier insbesondere des Tilly, als schwach und unterlegen. Der König wird als jemand beschrieben, der dem Erzähler „wohlgefallen“ tut und „vor andern Königen allen“ geliebt wird. Gleichzeitig wird Tillys Niederlage detailliert geschildert, wobei seine militärische Taktik (das „Garn“) scheitert. Der Erzähler verspottet ihn und feiert den schwedischen Sieg. Die letzte Strophe fasst das Ergebnis zusammen, indem sie den Sieg des schwedischen Königs feiert und Tillys Niederlage hervorhebt, was die propagandistische Natur des Gedichts verdeutlicht.

Bemerkenswert sind die bildhaften Beschreibungen und die Einbeziehung von Details, die die Kriegserfahrung veranschaulichen, wie etwa die „Karthaunen und Stücken groß“ und die Erwähnung von Soldaten verschiedener Nationen. Die Geschichte der vergifteten Süßigkeiten und der daraus resultierenden Verspottung Tillys, die als „dem Schwed dem Tilly schor den Bart“ ausgedrückt wird, ist ein anschauliches Beispiel für die Verunglimpfung des Gegners. Die abschließende Flucht der gegnerischen Truppen unter dem Ausruf „Ade Leipzig behalt deine Mahlzeit“ ist ein weiteres Zeichen für die Triumphstimmung. Das Gedicht diente also nicht nur der Information, sondern auch der Stärkung des Selbstbewusstseins und der Motivation der eigenen Truppen und Unterstützer.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.