Dich, von den Prinzen unsrer Tage,
Der edelste vielleicht,
Dich, o gerecht ist meine Klage!
Hat schon der Tod erreicht!
Dich, von Europa’s Prinzen allen,
Dich einzig faßt er an:
So Viel‘ sind auf den Kopf gefallen,
Doch Keiner starb daran!
Dich, von den Prinzen unsrer Tage,
Der edelste vielleicht,
Dich, o gerecht ist meine Klage!
Hat schon der Tod erreicht!
Dich, von Europa’s Prinzen allen,
Dich einzig faßt er an:
So Viel‘ sind auf den Kopf gefallen,
Doch Keiner starb daran!
Das Gedicht „Elegie auf den Tod des Herzogs von Orleans“ von Adolf Glaßbrenner ist eine satirische Auseinandersetzung mit dem Tod des Herzogs und wirft einen kritischen Blick auf die europäische Aristokratie. Der Dichter beginnt mit einer Anrufung des Verstorbenen, wobei er ihn als „edelsten vielleicht“ der Prinzen bezeichnet. Diese vorsichtige Formulierung lässt bereits eine gewisse Distanz und Ironie erkennen, die sich im Verlauf des Gedichts verstärkt. Die Trauer, die durch die „Klage“ ausgedrückt wird, wirkt angesichts der folgenden Zeilen eher als Pflichtübung denn als ehrliche Anteilnahme.
Im zweiten Teil wird die Satire deutlicher. Glaßbrenner betont, dass der Tod ausgerechnet den Herzog getroffen hat, während viele andere Prinzen, die möglicherweise weniger edel waren, am Leben geblieben sind. Die Zeile „So Viel‘ sind auf den Kopf gefallen, / Doch Keiner starb daran!“ ist der Kern der Kritik. Sie spielt auf politische Stürze und gescheiterte Unternehmungen an, denen die Adeligen zum Opfer gefallen sind, ohne jedoch ihr Leben zu verlieren. Diese Überspitzung verdeutlicht die Absurdität der Todesumstände und die scheinbare Ungerechtigkeit des Schicksals, das den „edlen“ Herzog ereilt hat, während weniger verdienstvolle Figuren überleben.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was die satirische Wirkung verstärkt. Glaßbrenner verzichtet auf blumige Umschreibungen und Pathos, sondern formuliert seine Kritik in knappen, prägnanten Versen. Der Kontrast zwischen dem scheinbar traurigen Anlass und der spöttischen Darstellung der Adeligen erzeugt eine humorvolle Spannung, die den Leser zum Nachdenken anregt. Die Reime sind unaufdringlich und unterstützen den Rhythmus des Gedichts, ohne von der eigentlichen Botschaft abzulenken.
Insgesamt ist die „Elegie auf den Tod des Herzogs von Orleans“ ein Beispiel für Glaßbrenners satirisches Talent, das er nutzte, um die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit zu kommentieren. Das Gedicht nimmt die Konventionen der Trauerlyrik auf, um sie dann ironisch zu unterlaufen und eine kritische Auseinandersetzung mit der Aristokratie zu führen. Die scheinbare Trauer wird zur Grundlage für eine beißende Kritik an der Ungerechtigkeit und dem scheinbaren Zufall des Todes.
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