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Die Sternschneuzen

Von

Und das ist ja durch’s ganze Land
Beim Buben und der Maid bekannt,
Daß, wenn ein Stern vom Himmel fährt,
Was schnell man wünschte, wird erhört.

Da wünscht sich nun beim Sternenglanz:
Das Gretchen bald den Myrthenkranz;
Kaum ist der junge Tag heran,
Da hält ihr Liebster um sie an!

Der Eine wünscht sich Glanz und Pracht
Der And’re eine süße Nacht,
Der Dritte wünscht sich Dies und Das,
Und Allen wurd’s erfüllet baß.

Nur der dies Liedel hat erdacht,
Dem hat es nicht so gut gemacht;
Dem wurde bis auf diese Stund,
Noch keinerlei Erhörung kund.

Denn jüngst zur Nacht da schneuzt es sehr,
Die Sterne flogen hin und her!
Da rief er: Deutschland, schneuze dich
Auch du ein Mal recht ordentlich!

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Gedicht: Die Sternschneuzen von Adolf Glaßbrenner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Sternschneuzen“ von Adolf Glaßbrenner ist eine humorvolle und satirische Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur und dem Glauben an Wünsche, die durch Sternschnuppen erfüllt werden. Der Autor spielt hier mit der romantischen Vorstellung, dass Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man eine Sternschnuppe sieht, und überträgt diese Idee auf einen überraschenden und unkonventionellen Bereich: das Schnäuzen.

Glaßbrenner beginnt mit der etablierten Volksweisheit, dass Wünsche, die man äußert, wenn man eine Sternschnuppe sieht, in Erfüllung gehen. Er illustriert dies mit Beispielen: Gretchen wünscht sich einen Myrthenkranz und heiratet bald, andere wünschen sich Glanz, eine süße Nacht oder „Dies und Das“. All diese Wünsche werden erfüllt, was die scheinbare Wirksamkeit des Wünschens unterstreicht. Durch diese Beispiele zeigt er auf, wie Menschen unterschiedliche Hoffnungen und Sehnsüchte an die Magie der Sternschnuppen knüpfen.

Der Clou des Gedichts liegt in der Wendung am Ende. Der Dichter, der dieses Lied verfasst hat, scheint von dieser Wünscheerfüllung ausgeschlossen zu sein. Seine Wünsche werden nicht erhört. Diese scheinbare Ungerechtigkeit führt zu einer überraschenden und humorvollen Schlussfolgerung: Angesichts des nächtlichen Schnupfens ruft der Dichter Deutschland dazu auf, sich ebenfalls „ordentlich“ zu schnäuzen. Hier wird das Schnäuzen, das zuvor als persönliche Unannehmlichkeit dargestellt wurde, zu einem Symbol für eine allgemeine Reinigung oder einen Neuanfang.

Die Satire des Gedichts offenbart sich in der Gegenüberstellung von erwartungsvollen Wünschen und der banalen Handlung des Schnäuzens. Glaßbrenner persifliert damit die Idee des Wünschens und der scheinbaren Erfüllung durch magische Mittel. Die überraschende Schlusszeile ist ein Aufruf zur Selbstreinigung und zur Erneuerung, eine ironische Kritik an der menschlichen Hoffnung auf schnelle und einfache Lösungen für komplexe Probleme. Durch die Verwendung der Sternschnuppen als Ausgangspunkt und die unerwartete Wendung zeigt der Autor, wie absurd die menschlichen Hoffnungen und Wünsche oft sein können.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.