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An F.L.

Von

Ein sanfter Friedensodem haucht mich an,
Wenn ich dein Haus, o frommer Greis, betrete,
Als ob mir milde Luft entgegenwehte
Vom Hirtenlande Kanaan.

Wer gab dir Macht, dir im Gewühl der Welt
Die tiefe Seelenstille zu bewahren,
Wie einer, der seit seiner Kindheit Jahren
Geruht im Patriarchenzelt?

Ob rings die Erde von der Völker Streit
Erzitterte und von der Reiche Fallen:
Nicht eine Stunde trübte bei dem allen
Sich deiner Seele Heiterkeit.

Der Mitwelt fern und dem, was sie erstrebt,
Hast du mit jenen, welche nie veralten,
Der Vorzeit großen, heiligen Gestalten,
Einfach und schlicht wie sie gelebt;

Und während Zielen nach, die keiner kennt,
Wir ruhlos hasteten auf irren Pfaden,
Warst du im Geist bei friedlichen Nomaden
Im ewig hellen Orient.

Dort zogst du mit dem Karawanenzug
Hin über glüh′nde Fläche, nackte Kuppe,
Und mittags tränkte bei der Palmengruppe
Rebekka dich aus ihrem Krug.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An F.L. von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An F.L.“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine Hommage an einen frommen Greis, wahrscheinlich einen Freund oder einen Mentor des Dichters, und preist dessen innere Ruhe und Beständigkeit inmitten der Turbulenzen der Welt. Das Gedicht beginnt mit einer bildhaften Beschreibung der Atmosphäre im Haus des Greises, die als „sanfter Friedensodem“ und als Anklang an das biblische Kanaan beschrieben wird. Diese Eröffnung etabliert sofort einen Kontrast zwischen der friedvollen, fast paradiesischen Umgebung des Greises und der unruhigen Welt außerhalb.

Im zweiten und dritten Abschnitt wird die besondere Fähigkeit des Greises hervorgehoben, seine innere Ruhe zu bewahren, selbst in Zeiten von Krieg und gesellschaftlichem Wandel. Die Metapher des „Patriarchenzeltes“ deutet auf eine Verbindung zur Vergangenheit und zur Tradition hin, die es dem Greis ermöglicht, sich von den Störungen der Gegenwart zu distanzieren. Die Zeilen betonen, dass die äußeren Unruhen keinen Einfluss auf die „Seele Heiterkeit“ des Greises haben, was seine innere Stärke und Beständigkeit hervorhebt.

Die letzten Strophen erweitern diese Thematik und skizzieren die Lebensweise des Greises als eine, die sich von der hastigen und zielorientierten Welt abwendet. Er wird mit den „Vorzeit großen, heiligen Gestalten“ verglichen, was ihn in eine Tradition der Weisheit und Einfachheit einordnet. Statt sich auf die „irren Pfaden“ der Gegenwart zu bewegen, zieht der Greis im Geist in den „ewig hellen Orient“, wo er ein friedliches Leben mit Nomaden führt. Das Gedicht endet mit einem malerischen Bild des Greises, der mit einer Karawane durch die Wüste zieht und von Rebekka mit Wasser versorgt wird, was die Verbindung des Greises zur Ruhe, Einfachheit und dem spirituellen Reichtum der Vergangenheit noch verstärkt.

Insgesamt feiert Schack in diesem Gedicht eine stille Tugend, die in einer von Unruhe und Wandel geprägten Welt von unschätzbarem Wert ist: die Fähigkeit, innere Ruhe und Beständigkeit zu bewahren, indem man sich auf die Werte der Vergangenheit und die Schönheit der Natur besinnt. Das Gedicht ist eine Einladung, das eigene Leben zu überdenken und möglicherweise danach zu streben, eine ähnliche innere Ruhe zu entwickeln, wie sie im Greis verkörpert wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.