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Zwei Wünsche

Von

Ach, zwei Wünsche wünscht′ ich immer
Leider immer noch vergebens.
Und doch sind′s die innig-frommsten,
Schönsten meines ganzes Lebens!
Daß ich alle, alle Menschen
Könnt′ mit gleicher Lieb′ umfassen,
Und daß Ein′ge ich von ihnen
Morgen dürfte hängen lassen.

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Gedicht: Zwei Wünsche von Adolf Glaßbrenner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zwei Wünsche“ von Adolf Glaßbrenner präsentiert auf den ersten Blick einen verstörenden Kontrast zwischen tief empfundenen Wünschen und Gewaltfantasien. Die ersten vier Verse drücken den Wunsch nach universeller Liebe und Umarmung aller Menschen aus. Diese Zeilen spiegeln eine Idealvorstellung wider, die von Mitgefühl und Verbundenheit geprägt ist. Die wiederholte Betonung des „immer“ unterstreicht die Sehnsucht nach einer Erfüllung dieses Wunsches, der bisher unerreichbar geblieben ist.

Der zweite Teil des Gedichts, beginnend mit dem Satz „Und doch sind’s die innig-frommsten…“, kippt die hehre Grundstimmung abrupt. Der scheinbar fromme Wunsch wird durch die schockierende Forderung nach der Hinrichtung einiger Menschen konterkariert. Diese Zeilen stellen die anfängliche Idealisierung in Frage und offenbaren eine dunkle Seite, die von Zorn, Frustration oder vielleicht sogar einem Gefühl der Überlegenheit geprägt sein könnte. Der Widerspruch zwischen den beiden Wünschen ist unübersehbar und wirft Fragen nach der Natur des menschlichen Herzens und der Widersprüchlichkeit menschlicher Gefühle auf.

Die scheinbare Zerrissenheit des lyrischen Ichs – der Wunsch nach allumfassender Liebe und gleichzeitig der nach Hinrichtung – kann als Spiegelbild der menschlichen Natur verstanden werden. Glaßbrenner thematisiert möglicherweise die Ambivalenz von Emotionen, die Fähigkeit des Menschen zu sowohl edlen als auch destruktiven Gefühlen. Die überraschende Wendung im Gedicht erzeugt beim Leser Irritation und zwingt ihn, über die Komplexität menschlicher Motivationen nachzudenken. Es könnte sich um eine Satire handeln, die durch die Übertreibung und den Kontrast eine Kritik an gesellschaftlichen Zuständen oder an menschlichen Schwächen übt.

Die Kürze des Gedichts und der einfache Sprachstil verstärken die Wirkung der Kontroverse. Es ist ein Appell, der das Verborgene ins Licht rückt und den Leser zwingt, sich mit den dunklen Seiten der eigenen Existenz auseinanderzusetzen. Das Gedicht mag dazu anregen, über die Widersprüche in uns selbst und in der Welt zu reflektieren. Die radikale Gegenüberstellung von Liebe und Gewalt, von Hoffnung und Zerstörung macht dieses Gedicht zu einem eindringlichen Kommentar auf die menschliche Psyche.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.