Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.

Pendellied

Von

Der zweyte Gesang der Dichterschule

Stunden fliehen,
Ziehen Tage,
Jagen Jahre;
Bahre, Trauer,
Trauerjahre
Fahren über;
Trüber schwebet;
Bebet winkend,
Sinket Liebe.

Der erste Gesang der Dichterschule

Liebegluthen
Fluthen immer,
Immer strebe,
Bebe nimmer;
Immer wendet,
Endet Wähnen
Thränen Schmerzen,
Herzenssehnen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Pendellied von Achim von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Pendellied“ von Achim von Arnim, aus dem Kontext der „Dichterschule“ stammend, offenbart eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Zeit, Vergänglichkeit und Liebe. Es ist in zwei Teile gegliedert, die durch einen Kontrast von Hoffnung und Verzweiflung, von Aufstieg und Fall geprägt sind. Die Struktur eines „Pendels“ ist hierbei als Metapher für den ständigen Wechsel der Gefühle und Erfahrungen des Lebens zu verstehen.

Der zweite Gesang, eingeleitet von den Versen „Stunden fliehen / Ziehen Tage / Jagen Jahre,“ malt ein Bild der unaufhaltsamen Zeit, die über alles hinwegzieht. Die Worte „Bahre, Trauer, Trauerjahre“ suggerieren eine Abfolge von Leid und Verlust, wobei das Wort „Bebet“ eine emotionale Instabilität und Verletzlichkeit hervorruft. „Sinket Liebe“ bildet den traurigen Höhepunkt, der den Zerfall der Liebe oder des Gefühlslebens andeutet. Dies erzeugt eine düstere Stimmung und legt den Fokus auf das Unvermeidliche des Verlustes.

Der erste Gesang, in scharfem Kontrast zum zweiten, feiert das leidenschaftliche Feuer der Liebe. Hier dominieren Begriffe wie „Liebegluthen,“ „Fluthen immer“ und „Immer strebe,“ welche auf eine unaufhaltsame und lebendige Energie hindeuten. Die Verwendung von „Bebe nimmer“ deutet auf die Stärke und Unbeugsamkeit, die dem Liebesgefühl zugeschrieben werden. Während der zweite Gesang den Fall und das Ende beschreibt, vermittelt der erste die Hoffnung, die Sehnsucht und die Ewigkeit der Liebe, trotz aller Schmerzen und Tränen.

Das Gedicht ist somit ein Ausdruck des romantischen Dilemmas: der ewigen Sehnsucht nach Liebe, die aber stets vom Schatten des Verlustes und der Vergänglichkeit begleitet wird. Arnim schafft durch die Gegenüberstellung dieser zwei Gesänge eine komplexe Reflexion über die Natur des menschlichen Erlebens. Das Pendel schwingt zwischen Freude und Trauer, zwischen Hoffnung und Verzweiflung und symbolisiert somit das zyklische Muster des Lebens, das von ständiger Veränderung geprägt ist. Die Verwendung von Reim und Rhythmus in beiden Teilen verstärkt die musikalische Qualität und die emotionale Wirkung des Gedichts.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.