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Die Holznoth

Von

Ihr habt, ihr chinesischen Armen,
An Holz so große Noth;
Euch klappern noch die Zähne
Bei Reis und trocknem Brot!

Da hab‘ ich, euch, Chinesen!
Gesonnen hin und her,
Wie euch aus solchen Nöthen
Am besten zu helfen wär‘.

Und seht, ich hab’s gefunden,
Ich schwör’s beim Yiu und Yang!
Mein Rath, der soll euch frommen,
Euch wärmen lebenslang.

Fällt jeden Stammbaum nieder
In eurem himmlischen Land!
Ein bess’res Mittel ist mir
Beim Tao! nicht bekannt.

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Gedicht: Die Holznoth von Adolf Glaßbrenner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Holznoth“ von Adolf Glaßbrenner ist eine satirische Auseinandersetzung mit der Armut und dem Holzproblem in China. Es nimmt die Form eines scheinbar wohlmeinenden Ratschlags an, der jedoch bei genauerer Betrachtung von zynischer Natur ist und die Ursachen der Not ins Lächerliche zieht. Die Verwendung des Wortes „Holznoth“ deutet bereits auf einen Mangel an Holz, ein Problem, das die armen Chinesen betrifft. Der Dichter nutzt diese Ausgangssituation, um eine humorvolle und zugleich kritische Perspektive auf die vermeintliche Lösung zu präsentieren.

Die ersten beiden Strophen etablieren die Ausgangslage und den Ton des Gedichts. Der Autor spricht direkt die „chinesischen Armen“ an und beschreibt ihre Notlage, die sich in „klappernden Zähnen“ und kargem Essen manifestiert. Die Verwendung des Wortes „Ihr“ und die direkte Ansprache erzeugen eine scheinbar fürsorgliche Atmosphäre. In der zweiten Strophe deutet der Dichter an, dass er eine Lösung gefunden hat, was die Erwartungshaltung des Lesers in Richtung einer positiven Wendung lenkt. Die rhetorische Frage „Wie euch aus solchen Nöthen / Am besten zu helfen wär’“ verstärkt den Eindruck, dass hier eine konstruktive Lösung angeboten werden soll.

Die Lösung, die in der dritten und vierten Strophe präsentiert wird, entlarvt jedoch die eigentliche Absicht des Gedichts. Der scheinbar hilfreiche Rat, „Fällt jeden Stammbaum nieder / In eurem himmlischen Land!“, ist offensichtlich zynisch und ironisch. Der Dichter legt nahe, dass die Lösung des Holzproblems in der Abholzung aller Bäume besteht. Diese Lösung ist nicht nur absurd, sondern würde das Problem der chinesischen Bevölkerung weiter verschärfen, da sie ihre Umwelt zerstören würde. Die Erwähnung von „Yiu und Yang“ und „Tao“ als Schwüre unterstreicht die Persiflage auf die chinesische Kultur und Religion.

Durch diese Ironie und Satire kritisiert Glaßbrenner nicht nur die Armut in China, sondern auch die Oberflächlichkeit und das Missverständnis westlicher Perspektiven auf fernöstliche Kulturen. Das Gedicht nutzt die scheinbare Fürsorge und den Rat als Vehikel, um die Unzulänglichkeiten und möglicherweise die Ignoranz der westlichen Welt gegenüber den komplexen Problemen in China aufzuzeigen. Es ist ein humorvoller, aber auch tiefgründiger Kommentar zur globalen Ungleichheit und zur Art und Weise, wie Probleme wahrgenommen und angegangen werden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.