Dein Mund…
Dein Mund, vollathmend heiß an meinem Munde –
Dein Herz mit hohem Schlag an meins gepreßt,
Wie weihst du jede flüchtige Sekunde
Des Tages mir zum Liebesfest!
Und dann die heil′gen, wonnemüden Nächte,
Das Schwelgen Arm in Arm und Brust an Brust!
Mißgönnen nicht dem sterblichen Geschlechte
Die Götter solche Himmelslust?
Ja, denk′ ich Alles, was du mir gegeben
Und noch mir giebst, so fürcht′ ich ihren Neid;
Leicht zuckt ihr Blitzstrahl nieder auf ein Leben,
Das allzu voll von Seligkeit.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Dein Mund…“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine Liebeserklärung, die von intensiver Leidenschaft und der Furcht vor dem Verlust des Glücks geprägt ist. Es zeichnet ein Bild von extremer Zuneigung und Verliebtheit, wobei der Fokus auf den körperlichen Aspekten der Liebe liegt, wie Küsse und Umarmungen, die als „Liebesfest“ des Tages bezeichnet werden. Die Worte beschreiben eine völlige Hingabe und das Gefühl, in jedem Moment der Zweisamkeit die größtmögliche Freude zu empfinden.
In der zweiten Strophe wird die Intensität der Liebe noch gesteigert, indem die Nächte als „heilig“ und „wonnemüde“ beschrieben werden. Diese Worte suggerieren eine tiefe spirituelle und körperliche Erfüllung, die das Paar miteinander teilt. Die Frage, ob die Götter solch ein Glück dem „sterblichen Geschlechte“ missgönnen könnten, deutet bereits auf die wachsende Angst vor dem drohenden Unheil hin. Es ist eine Reflexion über die Fragilität des menschlichen Glücks und die Vorstellung, dass extremes Glück manchmal durch unglückliche Ereignisse gestört oder zerstört werden kann.
Die letzte Strophe ist von einer beklemmenden Vorahnung geprägt. Der Dichter reflektiert über das, was ihm seine Geliebte geschenkt hat und immer noch gibt. Die Furcht vor dem „Neid“ der Götter wird spürbar, und es entsteht eine gewisse Paranoia. Der „Blitzstrahl“ als Metapher für Unglück, Schmerz oder Verlust, deutet auf die verbreitete Überzeugung hin, dass allzu großes Glück anfällig für negative Einflüsse von außen ist. Die Zeile „Das allzu voll von Seligkeit“ vermittelt die Botschaft, dass exzessives Glück potentiell gefährlich sein kann, ein Gefühl der Überfülle, das mit Angst vor dem Verlust einhergeht.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck tiefer Liebe, die von der Angst vor dem Verlust überschattet wird. Die Verbindung von sinnlicher Freude und der Vorstellung von göttlichem Neid verleiht dem Gedicht eine tragische Note. Es spiegelt die menschliche Sehnsucht nach Glück und die gleichzeitige Erkenntnis, dass Glück nicht dauerhaft ist und durch äußere Einflüsse gefährdet werden kann. Das Gedicht ist ein Zeugnis der Intensität der Liebe, aber auch der Verletzlichkeit des menschlichen Herzens.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.