Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , ,

Colombo

Von

»So ganz verwandelt du, der beim Orkan
Sonst tollkühn in die Meerflut stach
Und mit dem Kiel, daß wir es zitternd sahn,
Die Wogenschäume lachend brach?

Sag an, warum du einsam träumst und sinnst,
Dem Freunde sag′s, Christoforo!
Die Sorge scheuch, das eitle Hirngespinst!
Sei neu mit uns beim Ballspiel froh!«

Umsonst! Wie viel von Fragen auch bestürmt,
Der Jüngling bricht das Schweigen nicht:
Er brütet, Schriften vor sich aufgetürmt,
Vom Morgen bis zum Abendlicht.

Und Monde schwinden; mit dem Freunde da
Einst ruht er nachts beim Flutgeroll
Am Seegestad der stolzen Genua
Und spricht zu ihm geheimnisvoll:

»Vernimm! Im leichten Nachen, fern dem Strand,
Warf mich der Nordsturm jüngst umher;
Ringsum kein Ufer; nur mit jähem Rand
Stieg eine Klippe aus dem Meer.

Dort stand im Nebel, den wie ein Gewand
Der Nachtwind auf und nieder blies,
Ein Riesenbild von Marmor, dessen Hand,
Weit ausgestreckt, nach Westen wies.«

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Colombo von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Colombo“ von Adolf Friedrich Graf von Schack beschreibt einen inneren Wandel und die Besessenheit des Seefahrers Christoph Kolumbus mit dem Gedanken an die Entdeckung Amerikas. Das Gedicht beginnt mit einer direkten Ansprache, in der Freunde Kolumbus fragen, warum er sich verändert hat und warum er sich zurückzieht. Sie erinnern ihn an seine frühere Tapferkeit und fordern ihn auf, die Sorgen zu verwerfen und wieder am geselligen Leben teilzunehmen.

Die Reaktion Kolumbus‘ ist Schweigen und die Hingabe an das Studium von Schriften. Er scheint von einer übergeordneten Vision besessen zu sein, die ihn von der Welt und den Sorgen des Alltags entfremdet. Die Zeit vergeht, und Kolumbus teilt schließlich einem Freund, wahrscheinlich seinem engsten Vertrauten, seine Vision mit. Diese Vision wird durch die Metapher einer einsamen Klippe und einer Marmorstatue dargestellt, die mit ausgestreckter Hand nach Westen zeigt. Das Gedicht deutet an, dass Kolumbus durch diese Vision einen Impuls verspürt, der ihn dazu antreibt, die Welt zu verändern.

Die zentrale Metapher der Marmorstatue, die auf das Meer blickt, symbolisiert Kolumbus‘ Traum und seine Entschlossenheit, eine neue Welt zu finden. Die Statue, gehüllt in Nebel, steht für das Unerkannte und die Geheimnisse, die auf den Entdecker warten. Die Hand der Statue, die nach Westen weist, dient als Wegweiser und Symbol für die Richtung, die Kolumbus einschlagen muss, um seinen Traum zu verwirklichen. Das Gedicht betont somit die Isolation des Kolumbus, seine tiefgehende Besessenheit und die ihn antreibende Vision.

Schacks Gedicht verdeutlicht die innere Zerrissenheit und den Kampf, den Kolumbus durchleben muss, um seine Vision zu verwirklichen. Es wirft die Frage nach dem Preis des Traums und der Entdeckung auf, indem es die Einsamkeit und die innere Welt des Entdeckers hervorhebt. Die Verwendung einfacher Sprache und klarer Bilder ermöglicht es dem Leser, die Emotionen und die innere Welt des Kolumbus nachzuvollziehen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.