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Allein mit der Natur

Von

O zu stromzerrißnen Thälern
Führt mich, wo das Leben schweigt,
Und die Felswand blau und stählern
Unerklimmbar aufwärts steigt;
Wo der Strauch der wilden Rose,
Von der Bäche Schaum besprengt,
Zitternd in die bodenlose
Abgrundtiefe niederhängt!

Wenn in Klüften, tief geborsten,
Dort der Sturm das Echo weckt
Und aus ihren Felsenhorsten
Die verstörten Adler schreckt,
Grüßt mit tausendstimm′gen Chören
Mich im Wogenschlag der Seen,
In dem Rauschen durch die Föhren
Des Naturgeists ew′ges Wehn.

Mächtiger! In deinen Schauern
Fühl′ ich mit gehobner Brust
Nicht der Erde kleines Trauern
Mehr, noch ihre kleinre Lust;
Fühle nur, wie deine Schwinge
Aufwärts meine Seele trägt
Und das große Herz der Dinge
Mächtig an das meine schlägt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Allein mit der Natur von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Allein mit der Natur“ von Adolf Friedrich Graf von Schack zelebriert die erhabene Schönheit und die erhebende Kraft der Natur als Quelle tiefer emotionaler und spiritueller Erfahrungen. Der Autor sehnt sich nach einer Flucht in unberührte Landschaften, fernab des menschlichen Treibens und der Alltagssorgen, um in der Natur Trost, Inspiration und eine tiefere Verbindung zur Welt zu finden. Die Verwendung von Bildern wie „stromzerrißnen Thälern“ und „Felswand blau und stählern“ deutet auf eine Sehnsucht nach Ungebundenheit und Wildheit hin, eine Welt, in der die Natur ihre ungezähmte Schönheit entfalten kann.

Das Gedicht lässt sich in zwei Abschnitte gliedern. Der erste Teil beschreibt die äußere Landschaft, eine Szenerie von atemberaubender Schönheit und ungezähmter Gewalt. Schack malt ein Bild von zerklüfteten Tälern, hoch aufragenden Felswänden, stürmischen Gewässern und dem Rauschen des Windes, der durch die Bäume pfeift. Die beschriebene Natur ist zugleich ästhetisch ansprechend und bedrohlich, wodurch der Leser in eine Welt entführt wird, die von dramatischer Lebendigkeit geprägt ist. Der zweite Teil geht über die reine Beschreibung hinaus und taucht tiefer in die emotionale Wirkung der Natur ein. Hier wird die Erfahrung des lyrischen Ichs greifbarer.

Im zweiten Teil erfährt der Leser eine Steigerung der Emotionen, die durch die Konfrontation mit der Naturgewalt hervorgerufen werden. Der „Sturm“ und die „verstörten Adler“ symbolisieren die Intensität und Unbarmherzigkeit der Natur, die gleichzeitig eine Quelle der Ehrfurcht und des Trostes ist. Die Zeilen „Fühl′ ich mit gehobner Brust / Nicht der Erde kleines Trauern / Mehr, noch ihre kleinre Lust;“ deuten auf einen Zustand der Transzendenz hin, in dem die alltäglichen Sorgen und Freuden des menschlichen Lebens in den Hintergrund treten. Stattdessen erfährt das lyrische Ich eine tiefere, existenzielle Verbundenheit mit der Natur.

Das Gedicht vermittelt eine romantische Sichtweise der Natur, in der die Natur als ein Spiegel der menschlichen Seele dient. Die Natur bietet dem lyrischen Ich nicht nur Schönheit, sondern auch Trost, Erhebung und die Möglichkeit, die Grenzen des eigenen Ichs zu überschreiten. Der Autor betont die Kraft der Natur, das Bewusstsein des Menschen zu erweitern und ihn mit dem „großen Herz der Dinge“ in Einklang zu bringen. Die Naturbetrachtung führt zu einem Gefühl der Freiheit, der Unsterblichkeit und der Einheit mit dem Kosmos, wodurch die menschliche Existenz in einem umfassenderen Kontext verstanden wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.