Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Algerius

Von

Algerius sagt Wunderding:
»Wo andre schreien, weinen,
An diesem Ort ich Freud empfing,
Im Gefängniß mir erscheinet
Das Himmelheer,
Viel Märtirer
Tagtäglich bey mir wohnen,
In Freud und Wonn,
In Gnadensonn,
Seh ich den Herren thronen.«

Obs Vaterland, sie fragten an,
Ob Freund und auch Verwandten,
Ob seine Kunst er lassen kann?
Er sprach zu den Gesandten:
»Vom Vaterland
Mich keiner bannt,
Es ist am Himmelsthrone,
Allda die Feind
Mir werden Freund,
In einer Musik Tone.

Kein Medizin, Kunst, Meisterschaft,
Mag keinem hier gelingen,
Der nicht erkennet Gottes Kraft,
In seiner Kraft kann schwingen.«
In Zorn und Grimm
Sie deuten ihm,
Sie wollten ihn verbrennen,
Algerius sagt:
»In Flammenmacht,
Werdt ihr mich erst erkennen!«

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Algerius von Achim von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Algerius“ von Achim von Arnim ist eine spirituelle Betrachtung über Glauben, Freiheit und das Finden von Glückseligkeit in widrigen Umständen. Das Gedicht präsentiert die Figur des Algerius, der im Gefängnis Freude und Erleuchtung findet, während andere leiden. Dies wird durch die Verwendung von Gegensätzen wie „schreien, weinen“ und „Freud empfing“ deutlich, was die besondere spirituelle Erfahrung des Algerius hervorhebt. Die erste Strophe etabliert diese paradoxe Situation, indem sie Algerius‘ Behauptung von Freude inmitten von Leid hervorhebt und von himmlischen Visionen spricht.

Die zweite Strophe erweitert das Thema, indem sie Algerius‘ Antwort auf Fragen nach Vaterland, Freunden und seiner Kunst aufgreift. Er erklärt, dass ihn nichts von seiner spirituellen Verbindung trennen kann, nicht einmal die weltlichen Bindungen. Die Metapher des Himmels, wo Feinde zu Freunden werden und die Einheit durch „einer Musik Tone“ ausgedrückt wird, unterstreicht Algerius‘ transzendente Sichtweise. Seine Worte zeigen ein tiefes Vertrauen in Gott und eine Loslösung von irdischen Sorgen und Bindungen.

Die dritte Strophe bringt die Reaktion derer, die Algerius verhören, zum Ausdruck. Sie scheinen seine Lehre nicht zu verstehen und verurteilen ihn sogar. Seine Aussage über die Bedeutung der Erkenntnis von Gottes Kraft in Bezug auf Medizin, Kunst und Meisterschaft deutet darauf hin, dass er die Welt als einen Ort der Versuchung und Irreführung ansieht, in dem nur der Glaube wahre Erkenntnis und Befreiung bringen kann.

Die abschließenden Verse, in denen Algerius die Drohung des Verbrennens anspricht, sind ein Höhepunkt der spirituellen Überzeugung und des Mutes. Die Drohung des Todes wird nicht als Bedrohung wahrgenommen, sondern als eine Gelegenheit für die Wahrheit, sich zu offenbaren. Seine Reaktion deutet auf eine vollständige Akzeptanz des Schicksals und die Gewissheit der eigenen Überzeugung hin. Die Verwendung von „Flammenmacht“ und die Vorhersage, dass sie ihn erst dann erkennen werden, unterstreicht die Idee, dass wahre Erkenntnis erst nach dem Tod oder durch großes Leid erlangt werden kann. Das Gedicht ist somit eine Feier des Glaubens und der Hoffnung in einer von Leid und Verfolgung geprägten Welt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.