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Abschied von Maria

Von

Mündlich.

Ihrer Hochzeit hohes Fest
Gräfin Elsbeth still verläßt,
Geht mit reich geschmücktem Haupt
Wo die Waldkapell erbaut.

Bringet Blumen, preiset laut,
Ach wie oft sie da erbaut,
Preißt Maria Geberin,
Ihres Glücks in frommem Sinn.

Was sie hält an dem Altar,
Ist es Angst? Sie fühlt es klar,
Ihre Stunde geht vorbei,
Ihr Gebet strömt immer neu.

»O Maria, welches Leid,
Lezte Blumen bring ich heut,
Daß ich reise, schmerzet mich,
Ob ich wiedersehe dich?

O Maria, jezt ist Zeit,
Daß ich wieder von dir scheid,
Fort ich muß, auf lange fort,
Ach Ade du Gnadenort!

Schau Maria, Mutter mein!
Laß mich dir befohlen seyn;
Ach es muß geschieden seyn,
Von dir und deinem Kindelein.

O du gnadenreiches Bild!
O Maria, Mutter mild!
O wie hart scheid ich von dir,
Wie so gern blieb ich allhier.

Meine Zunge ist mir schwer,
Meine Augen voller Zähr,
Nicht mehr hell ist meine Stimm,
Gute Nacht, ich Urlaub nimm.

O Maria, neue Pein
Spür ich in dem Herzen mein,
Daß ich jetzund scheiden soll,
Darum bin ich trauervoll.

O du mein lieb Herzelein,
Muß es so geschieden seyn?
Ade nun mit der Mutter dein,
Gute Nacht lieb Herzelein!

O Maria, noch die Bitt,
Mich im Tod verlasse nit,
Sey gegrüßet tausendmal,
Ach Ade viel tausendmal!«

Also lange betet sie,
Und schon lange sahe sie
Ueber sich ein blankes Schwerdt;
Ihr Gebet doch ruhig währt.

Sie vergißt des Schwerdtes Tück,
In der Gnade schwebt ihr Blick,
Als der Räuber sie gehört,
Er sie im Gebet nicht stört.

Als er ihren Blick vernahm,
Schwere Reu ihn überkam,
Legte ab sein Schwerdt, sein Spies,
Auf die Knie sich niederließ.

»Hoher Worte fromme Schaar
Schüzt den Schmuck in deinem Haar,
Schüzt dein Leben gegen mich,
Edle Frau, ach bet für mich.«

»O Maria, noch die Bitt,
Diesen Sünder verlasse nit,
Löse ihn von Schuld und Quaal,
Ach Ade viel tausendmal.«

Und als sie nun von ihm ging,
Schien ihm alle Welt gering,
Büßt als frommer Bruder schwer,
Hört, sein Glöcklein schallet her.

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Gedicht: Abschied von Maria von Achim von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abschied von Maria“ von Achim von Arnim ist eine bewegende Ballade, die von Abschied, Glauben und Vergebung handelt. Es erzählt die Geschichte einer Frau, Gräfin Elsbeth, die sich von einer Marienfigur in einer Waldkapelle verabschiedet, kurz bevor sie zu ihrer Hochzeit aufbricht.

Im ersten Teil des Gedichts wird Elsbeths tiefe Frömmigkeit und ihr Schmerz über den Abschied von Maria deutlich. Sie bringt Blumen und betet inbrünstig, bittet um Trost und Beistand. Die Wiederholung von „O Maria“ unterstreicht ihre tiefe Verehrung und Verzweiflung. Sie blickt auf die bevorstehende Trennung mit Angst und Trauer, da sie sich von ihrem „Gnadenort“ entfernen muss. Ihre Worte sind geprägt von Abschiedsschmerz, der Sorge um ihr zukünftiges Schicksal und der Sehnsucht nach Marias Schutz.

Der zweite Teil des Gedichts nimmt eine unerwartete Wendung: Ein Räuber, der Elsbeth belauscht, wird durch ihre Worte und ihr Gebet tief bewegt. Er erkennt die Kraft ihres Glaubens und die Unschuld, die von ihr ausgeht. Anstatt sie anzugreifen, legt er seine Waffen nieder, bittet um Vergebung und bittet sie, für ihn zu beten. Diese Szene ist ein kraftvolles Beispiel für die transformative Kraft des Glaubens und der Barmherzigkeit. Die Gräfin, im Angesicht des Todes, vergisst die Bedrohung und setzt sich für den Sünder ein.

Die letzten Verse zeigen die Wirkung des Gebets und der Bekehrung. Der Räuber bereut seine Taten und wandelt sich zu einem „frommen Bruder“, der ein neues Leben beginnt. Das Läuten seines Glöckleins am Ende symbolisiert die Buße und die Hoffnung auf Erlösung. Das Gedicht betont somit nicht nur die Bedeutung des Glaubens und der Gottesverehrung, sondern auch die Möglichkeit der Vergebung und der spirituellen Erneuerung. Es ist eine Geschichte von Hoffnung, die durch die Kraft des Glaubens und der Liebe zum Nächsten ermöglicht wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.