Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Kientoppbildchen

Von

Ein Städtchen liegt da wo im Land,
Wie üblich: altertümlich.
Und Bäume stehn am Straßenrand,
Die wackeln manchmal ziemlich.

Und Kinder laufen ungekämmt.
Sie haben nackte Beine.
Zufrieden schaut ein schmutzges Hemd
Von einer Wäscheleine.

Der Abend bringt den Zeitvertreib,
Laternen, Mond, Gespenster.
Recht häufig hängt ein altes Weib
In einem kleinen Fenster.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Kientoppbildchen von Alfred Lichtenstein

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Kientoppbildchen“ von Alfred Lichtenstein beschreibt eine unspektakuläre, fast schon klischeehafte Szenerie einer Kleinstadt. Der Titel deutet bereits auf ein idyllisches, vielleicht etwas kitschiges Bild hin, das der Leser erwartet. Die gewählte Sprache ist einfach und reduziert, wodurch die dargestellte Szene umso deutlicher vor Augen geführt wird. Die Verwendung von Wörtern wie „Städtchen“, „altertümlich“, „ungekämmt“ und „schmutzig“ vermittelt einen Eindruck von Einfachheit und einem gewissen Verfall, der aber nicht zwingend negativ konnotiert ist.

Die einzelnen Strophen fokussieren auf verschiedene Elemente der Szenerie. Zuerst wird das Städtchen selbst beschrieben, gefolgt von den Bäumen am Straßenrand und den „ungekämmten“ Kindern mit „nackten Beinen“. Die Beschreibung des „schmutzigen Hemds“ an der Wäscheleine mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, verstärkt aber den Eindruck der Alltäglichkeit und der scheinbaren Unbeschwertheit. Dieser Eindruck wird durch die Beschreibung des Abends mit seinen Laternen, dem Mond und den „Gespenstern“ ergänzt.

Der letzte Teil des Gedichts überrascht mit dem Bild des „alten Weibs“, das in einem „kleinen Fenster“ hängt. Diese Zeile bricht mit dem zuvor etablierten idyllischen Bild und verleiht dem Gedicht eine leicht surreale und unheimliche Note. Die scheinbare Statik des Bildes wird durch dieses unerwartete Element aufgebrochen, was die Wahrnehmung der gesamten Szenerie verändert. Es ist offen, ob es sich um eine tatsächliche Person, eine Puppe oder eine andere Form der Dekoration handelt.

Insgesamt fängt Lichtenstein mit diesem Gedicht eine spezifische Atmosphäre ein, die irgendwo zwischen Idylle, Melancholie und einem Hauch von Unheimlichkeit liegt. Durch die einfache Sprache und die scheinbar banalen Details erzeugt er eine besondere Stimmung. Die Verwendung des Wortes „Kientoppbildchen“ deutet zudem auf eine Ironie hin, die durch die unerwartete letzte Zeile noch verstärkt wird, wodurch das Gedicht über das reine Beschreiben hinausgeht und den Leser zum Nachdenken über die dargestellte Wirklichkeit anregt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.