Die Hand auf′s Herz!
Warum legt wohl in diesem Bilde
Der König auf das Herz die Hand?
Die Hand auf′s Herz! nie hat′s geschlagen
Für dieses arme Volk und Land.
Die Hand auf′s Herz! Er kennt die Wunde,
Die er dem guten Reiche schnitt;
Er sieht die traurigen Finanzen,
Und so deckt er das Defizit.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Hand auf’s Herz!“ von Adolf Glaßbrenner ist eine bissige politische Satire, die sich auf ironische Weise mit dem Verhalten eines Königs auseinandersetzt. Die zentrale Frage, warum der König im dargestellten Bild seine Hand auf sein Herz legt, wird sofort durch eine rhetorische Gegenüberstellung beantwortet. Der Autor entlarvt die scheinheilige Geste als leere Pose, die jeglichen Bezug zur Empathie oder Sorge um das Wohl des Volkes vermissen lässt. Der König, so die Implikation, ist nicht wirklich betroffen von den Sorgen und Nöten seines Volkes, sondern verbirgt seine wahren Absichten hinter einer Fassade.
Der zweite Teil des Gedichts verstärkt die Kritik weiter. Die „Wunde“, die der König dem „guten Reiche schnitt“, steht als Metapher für die Schäden, die seine Politik verursacht hat. Der Hinweis auf die „traurigen Finanzen“ und das „Defizit“ verweist auf die wirtschaftlichen Probleme und Missstände, die der König zu verantworten hat. Durch die Verwendung dieser Begriffe wird die politische Dimension der Satire hervorgehoben. Die Hand auf dem Herzen wird nun als Akt der Vertuschung und Verheimlichung interpretiert, nicht als Zeichen der Reue oder des Mitgefühls. Der König versucht, die Wahrheit zu verschleiern, indem er das Defizit „deckt“.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was die politische Botschaft umso wirkungsvoller macht. Die kurzen Verse und klaren Reime erleichtern das Verständnis und verstärken den sarkastischen Ton. Die wiederholte Verwendung der Phrase „Die Hand auf’s Herz!“ fungiert als rhetorisches Mittel, das die Ironie und den Kontrast zwischen dem Schein und der Wirklichkeit hervorhebt. Der Autor zielt darauf ab, die Heuchelei des Königs zu enthüllen und das Publikum zum Nachdenken über die wahre Natur der politischen Macht anzuregen.
Insgesamt ist „Die Hand auf’s Herz!“ ein prägnantes und wirkungsvolles Gedicht, das die Doppelmoral und das Selbstinteresse der politischen Elite anprangert. Glaßbrenner nutzt sprachliche Einfachheit, um eine tiefgreifende politische Kritik zu formulieren. Das Gedicht ist ein Beispiel für satirische Literatur, die darauf abzielt, durch Ironie und Übertreibung soziale und politische Missstände aufzudecken und die Leser zum kritischen Denken zu bewegen. Es bleibt auch heute noch relevant, da es die zeitlose Problematik des Machtmissbrauchs und der mangelnden Transparenz in der Politik thematisiert.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.