Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Ich lausche lange oft in einer Ecke

Von

Ich lausche lange oft in einer Ecke,
Bis ich auf der Terrasse Dich erspähe;
Du aber ahnest nimmer meine Nähe,
Ahn′st nicht die Qualen, die ich mir erwecke.
Du hüllest Dich in Deine weichen Tücher
Und trällerst leichthin Deine weichen Lieder,
O komm′ zu mir, – komm′ wieder, – komme wieder! –
Ich schaffe Gold – ich denke große Bücher;
Verlaß′ dies Haus, ich will ein Neues bauen,
Ich will für Deinen Putz mich stündlich mühen,
Von Dir begeistert soll mein Lied erglühen,
Ich kann nicht dichten, ohne Dich zu schauen! –
Was ruhelos zu Dir mich hingetrieben,
Was ich ersticken wollt′ mit eitlem Lachen, –
Nur Deine Nähe konnt′ es klar mir machen:
Es ist mein tiefes, wahres, bestes Lieben …

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Ich lausche lange oft in einer Ecke von Ada Christen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ich lausche lange oft in einer Ecke“ von Ada Christen ist eine tiefgründige Liebeserklärung, die die innere Zerrissenheit und die Sehnsucht nach der geliebten Person offenbart. Es beginnt mit der Beobachtung des lyrischen Ichs aus der Ferne, aus einer Ecke, und betont die unerwiderte Liebe und die Qualen, die daraus resultieren. Die Distanz zwischen dem Ich und dem geliebten Du wird durch die physische Entfernung und die Unwissenheit des Du über die Gefühle des Ichs verdeutlicht.

Die Sehnsucht des lyrischen Ichs manifestiert sich in dem Wunsch nach Nähe und der Bereitschaft, alles zu opfern, um die Gunst des Du zu erlangen. Es träumt von einer gemeinsamen Zukunft, von einem neuen Zuhause, das es bauen will, und verspricht, sich für die äußere Schönheit des Du zu bemühen. Das Ich sieht die Liebe als Quelle seiner Kreativität und Inspiration, als Triebfeder für große Werke, sowohl materielle („Ich schaffe Gold“) als auch immaterielle („Ich denke große Bücher“). Das Gedicht kulminiert in der Erkenntnis, dass die Liebe das tiefste und wahrhaftigste Gefühl ist, das es empfindet.

Christens Sprache ist gefühlvoll und direkt. Die Wiederholung von „komm wieder“ unterstreicht die eindringliche Bitte nach der Anwesenheit des Du und die Verzweiflung des Ichs über dessen Abwesenheit. Die Verwendung von „weichen Tüchern“ und „weichen Liedern“ deutet auf eine sanfte und verletzliche Persönlichkeit des Du hin, die im Kontrast zu den intensiven Gefühlen des Ichs steht. Der Wechsel von der äußeren Beobachtung zur inneren Reflexion spiegelt den Prozess der Selbstentdeckung und die Erkenntnis der eigenen Liebe wider.

Die zentrale Botschaft des Gedichts ist die unerschütterliche Macht der Liebe und ihre Fähigkeit, die Perspektive des Einzelnen zu verändern. Das Ich, das scheinbar von anderen Dingen abgelenkt war, erkennt erst durch die Nähe des Du die wahre Natur seiner Gefühle. Diese Erkenntnis ist nicht nur eine romantische Erklärung, sondern auch eine Selbstfindung, die das Ich dazu bringt, seine bisherigen Einstellungen und Prioritäten zu überdenken. Die Liebe wird hier als eine transformative Kraft dargestellt, die das Leben des Individuums grundlegend beeinflusst.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.