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Die freieste Monarchie

Von

Sagen Sie, mein grundgelehrter
Herr Professor, wissen Sie:
Welche, auf der ganzen Erde
Ist die frei’ste Monarchie?

China ist’s! Daß Sie’s nicht wußten!
Und es liegt wahrhaftig nah‘!
Der Beschränkteste von allen
Menschen ist der Kaiser da.

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Gedicht: Die freieste Monarchie von Adolf Glaßbrenner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die freieste Monarchie“ von Adolf Glaßbrenner ist eine satirische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Freiheit und der Macht in einem scheinbar paradoxen Kontext. Es beginnt mit einer direkten Frage an einen „grundgelehrten Herrn Professor“, wodurch sofort eine akademische, fast schon spöttische Gesprächsebene geschaffen wird. Der Sprecher stellt die Frage nach der freieste Monarchie, um dann in der Pointe die Antwort zu enthüllen, die auf den ersten Blick überrascht und irritiert.

Die Auflösung des Rätsels ist China, ein Land, das traditionell für seine strenge Hierarchie und monarchische Herrschaft bekannt ist. Der Clou liegt in der ironischen Behauptung, dass gerade dort die freieste Monarchie existiert. Die Freiheit wird hier in einem negativen Sinne interpretiert, nämlich in der Freiheit des Kaisers, der „Beschränkteste von allen Menschen“ zu sein. Dies suggeriert, dass der Kaiser in seiner absolutistischen Machtfülle, seiner Isolierung von der Realität und der Abhängigkeit von seinen Untertanen, in gewisser Weise unfrei ist. Seine Macht ist so umfassend, dass er sich gleichzeitig in einer Blase der Unkenntnis und Begrenzung befindet.

Glaßbrenners Gedicht nutzt die Technik der Ironie, um die üblichen Vorstellungen von Monarchie und Freiheit zu untergraben. Es spiegelt eine Kritik an der autokratischen Herrschaft wider, die in der damaligen Zeit durchaus aktuell war. Die scheinbare Paradoxie dient als Mittel, um auf die eigentlichen Probleme der Macht und ihre Auswirkungen auf die Beherrschten und Herrschenden hinzuweisen. Das Gedicht spielt mit Erwartungen, indem es den Leser dazu bringt, über die Natur von Freiheit und Unfreiheit nachzudenken, die in einer Monarchie existieren können.

Die Kürze des Gedichts, seine einfache Sprache und der direkte Dialogstil tragen zur Wirkung des satirischen Effekts bei. Der überraschende Schlusssatz ist prägnant und einprägsam. Er verstärkt die Ironie und stellt eine klare Kritik an der Art und Weise dar, wie Machtstrukturen zu Ungleichheit, Isolierung und letztendlich zu einer Einschränkung der Freiheit sowohl für den Herrscher als auch für das Volk führen können. Das Gedicht lädt dazu ein, die Definitionen von Freiheit und Macht neu zu bewerten und die oft widersprüchliche Natur politischer Systeme zu hinterfragen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.