Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, ,

Der Verlobten

Von

Wenn deine Hochzeit nahet,
Leg′ ich ins Grab mich hinein;
Dann fließt doch keine Träne
In euren Freudenwein.

Dann lacht dir keiner ins Antlitz,
Wenn Treue du versprichst;
Brauchst dich nicht zu verstecken,
Wenn du den Brautkranz flichtst.

Und hast du zu wenig Blumen,
Um sie durch den Kranz zu ziehn;
Geh nur zu meinem Grabe,
Da werden wohl einige blühn.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der Verlobten von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Verlobten“ von Anastasius Grün ist eine düstere Reflexion über Liebe, Tod und unerfüllte Sehnsucht. Es ist aus der Perspektive eines Mannes geschrieben, der von der Hochzeit seiner Geliebten erfährt und sich daraufhin dem Tod zuwendet. Die Kürze und Schlichtheit des Gedichts verstärken die tiefe Trauer und Verzweiflung, die darin zum Ausdruck kommen. Der Autor spielt mit dem Kontrast zwischen dem freudigen Ereignis der Hochzeit und dem stillen Abschied des Liebenden vom Leben.

Die ersten vier Zeilen etablieren sofort die tragische Situation. Der Sprecher kündigt an, sich in sein Grab zu begeben, sobald die Hochzeit der Geliebten stattfindet. Die Zeile „Dann fließt doch keine Träne / In euren Freudenwein“ deutet an, dass der Sprecher erwartet, dass sein Tod die Freude des Paares nicht trüben wird. Dies kann als Ausdruck von Resignation interpretiert werden, aber auch als Wunsch, die Geliebte nicht mit seiner Trauer zu belasten. Die Erwähnung des „Freudenweins“ unterstreicht den Kontrast zwischen der Freude des Hochzeitsfestes und dem Tod des Sprechers.

Die zweite Strophe verstärkt das Gefühl der Isolation und des Schmerzes. Der Sprecher scheint zu wissen, dass er bei der Hochzeit nicht willkommen wäre, und dass seine Anwesenheit Unbehagen verursachen würde. Die Zeilen „Dann lacht dir keiner ins Antlitz, / Wenn Treue du versprichst; / Brauchst dich nicht zu verstecken, / Wenn du den Brautkranz flichtst“ unterstreichen dies. Er wünscht der Braut, dass sie ihr Glück ohne die Erinnerung an seine unglückliche Liebe geniessen kann. Die versteckte Sehnsucht nach dem Glück des Paares ist spürbar, obwohl seine eigene Welt von Trauer dominiert wird.

Die letzte Strophe ist vielleicht die poetischste und melancholischste. Der Sprecher bietet der Braut Blumen von seinem Grab an, falls sie welche für ihren Kranz benötigt. Dies ist ein ergreifendes Bild der Hingabe und des Opfers, das die Grenzen des Todes überwindet. Die Blumen, die aus seinem Grab entspringen, symbolisieren seine Liebe, die über den Tod hinaus weiterlebt. Sie sind ein stummes Zeugnis seiner Gefühle, die er zu Lebzeiten nicht aussprechen konnte. Das Gedicht endet mit einem bittersüßen Bild, das die Unsterblichkeit der Liebe im Angesicht des Todes suggeriert.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.