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An die Prinzessin E.

Von

Du lächelst hold beim Morgengruße,
Als ob kein Gram auf Erden sei;
Hold lächelnd schwebst mit leichtem Fuße
Du abends mir im Tanz vorbei.

Und doch – die Schwermut ahnen alle,
Die hin durch deine Seele schleicht;
Denn früh den Schwamm voll bittrer Galle
Hat dir die arge Welt gereicht.

An Herzen, die verzweifelnd brachen,
Lag deines, bis zum Tod betrübt;
So viel die Menschen dir versprachen
Trug haben sie an dir verübt.

So laß die falsche Maske sinken
Und nimm den Festkranz aus dem Haar;
Mag sich das laute Leben schminken,
Die Einsamkeit ist ewig wahr.

Gleich gilt vor ihr des Armen Kammer,
Das prachtgeschmückte Fürstenhaus. –
Geh denn und weine deinen Jammer
Im dunklen Stübchen einsam aus.

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Gedicht: An die Prinzessin E. von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Prinzessin E.“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine melancholische Betrachtung über die Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Lebens und die innere Zerrissenheit einer Prinzessin. Es beginnt mit dem Kontrast zwischen dem heiteren äußeren Erscheinungsbild der Prinzessin – ihrem holden Lächeln und den leichten Schritten im Tanz – und der tiefen Traurigkeit, die unter dieser Fassade verborgen liegt. Dieser Gegensatz, der durch die Zeilen „Als ob kein Gram auf Erden sei“ und „Und doch – die Schwermut ahnen alle“ etabliert wird, ist zentral für das Verständnis des Gedichts.

Der zweite Abschnitt vertieft das Verständnis für die Ursache dieser Traurigkeit. Die „arge Welt“ wird als der Ursprung des Leids dargestellt, indem sie der Prinzessin „den Schwamm voll bittrer Galle“ reicht. Dies deutet auf die Enttäuschungen und Verletzungen hin, die sie durch die Interaktionen mit anderen Menschen erfahren hat. Die Zeilen „An Herzen, die verzweifelnd brachen, / Lag deines, bis zum Tod betrübt“ legen nahe, dass die Prinzessin in der Vergangenheit durch ihre Empathie und ihr Mitgefühl selbst Opfer von menschlicher Grausamkeit und Täuschung wurde. Die Menschen haben ihr Versprechungen gemacht, aber letztendlich „Trug an ihr verübt“.

Der dritte Abschnitt ist ein Appell an die Prinzessin, sich von der Fassade zu befreien und zur inneren Wahrheit zurückzukehren. Die Aufforderung, „die falsche Maske sinken“ zu lassen und den „Festkranz aus dem Haar“ zu nehmen, symbolisiert den Wunsch, die äußere Repräsentation der Freude und des Glücks abzulegen und sich der wahren Gefühle hinzugeben. Die Betonung der „Einsamkeit“ als „ewig wahr“ und die Gleichstellung von „des Armen Kammer“ und „dem prachtgeschmückten Fürstenhaus“ unterstreichen die Überzeugung, dass wahre Erleichterung und Trost nur in der Isolation und Selbstreflexion gefunden werden können, unabhängig von sozialem Status.

Die letzten beiden Zeilen, „Geh denn und weine deinen Jammer / Im dunklen Stübchen einsam aus“, sind ein direkter Aufruf zur Selbstbefreiung. Sie empfehlen der Prinzessin, ihre Trauer in der Einsamkeit zuzulassen und auszuweinen. Diese Schlusszeilen bieten keine Lösung für das Leid, sondern fordern eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen. Das Gedicht endet somit mit einer bittersüßen Note, die die Erkenntnis über die Vergänglichkeit der äußeren Freuden und die Notwendigkeit der inneren Ruhe widerspiegelt. Es ist eine stille Ermahnung, dass die Echtheit der Gefühle, selbst wenn sie traurig sind, letztendlich bedeutsamer ist als die Fassade der Freude.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.