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Am Grabe Conradins

Von

Du Staufe, dem zum Throne
Ein Blutgerüst verliehn,
Der statt der Kaiserkrone
Den Kranz von Rosmarin,

Statt Hermelin und Seide
Ein Leichentuch geerbt
Und es zum Purpurkleide
Mit eignem Blut gefärbt;

Der nun am wälschen Strande,
Wo fremd die Woge schäumt,
In fremder Männer Lande
Den Lebensschlaf verträumt:

Mich grüßt von deinem Steine
Der Heimatklang so traut,
Wie dich in deinem Schreine
Vielleicht mein deutscher Laut.

Nimm freundlich hin die Gaben,
Die dir die Liebe streut,
Die Grüße, die dein Schwaben
Durch meine Hand dir beut;

Zwei grüne Eichenreiser,
Am Staufenschloß gepflückt,
Wie sie, du junger Kaiser,
Dir oft das Haupt geschmückt,

Wenn über Alp′ und Kuppe,
Vom Waldesgrün umwogt,
In froher Jägertruppe
Ihr aus zum Birschen zogt.

O schlügen tief und tiefer
Sie Wurzeln in dem Stein,
So wie auf kahlem Schiefer
Die Tannen stolz gedeihn,

Und streuten sie als Bäume,
Von frischem Grün umlaubt,
Dir liebe alte Träume
Ums früh gesunkne Haupt!

Dann statt des dumpfen Ave,
Das durch die Wölbung hallt,
Umspielte dich im Schlafe
Ein Ton, der süßer schallt;

Ein Ton aus besserm Dome,
Aus deutschem Eichenhain,
Ein Gruß vom Donaustrome
Und vom geliebten Rhein,

Und säuselnd stiege nieder
Aus grünem Laub der Klang,
So süß wie Uhlands Lieder
Und Walthers Minnesang.

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Gedicht: Am Grabe Conradins von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Grabe Conradins“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine elegische Hommage an den letzten Staufer, Konradin, der 1268 in Neapel enthauptet wurde. Das Gedicht zeichnet sich durch eine tiefe Verbundenheit mit der deutschen Geschichte und Kultur sowie durch eine melancholische Betrachtung des frühen Todes und des Verlusts von Heimat und Macht aus.

In den ersten Strophen wird Conradin als junger Kaiser dargestellt, der statt einer Kaiserkrone einen Kranz aus Rosmarin trägt und statt königlicher Kleidung ein mit seinem eigenen Blut gefärbtes Leichentuch. Dies unterstreicht die Tragik seines Schicksals und den Kontrast zwischen seinem jugendlichen Leben und dem gewaltsamen Tod. Die Metapher des „Blutgerüsts“ verdeutlicht die gewaltsame Erhebung auf den Thron und die Vergänglichkeit weltlicher Macht. Die nachfolgenden Strophen verlagern den Fokus auf die Sehnsucht nach der Heimat und die Verbindung zur deutschen Kultur, die sich in der Ehrung durch den Dichter manifestiert.

Das Gedicht drückt eine tiefe Trauer über den Verlust eines jungen Herrschers und das Ende der Staufer-Dynastie aus. Schack beschreibt, wie Conradin in einem fremden Land am „wälschen Strande“ seinen „Lebensschlaf verträumt“. Der Dichter sehnt sich danach, die Heimatgefühle des Toten zu ehren und die Erinnerung an ihn wachzuhalten. Die Verwendung von „deutschem Laut“ und die liebevollen Grüße, die durch seine Hand überbracht werden, betonen die Verbundenheit des Dichters mit der Geschichte und Kultur Conradins. Die letzten Strophen malen ein idyllisches Bild, in dem das Grab des jungen Kaisers zu einem Ort der Ruhe und des Trostes wird, umgeben von den Klängen deutscher Lieder und der Natur seiner Heimat.

Die Verwendung von Bildern wie grünen Eichenreisern, die einst Conradins Haupt schmückten, und die Vision von Bäumen, die aus seinem Grab wachsen und ihm „liebe alte Träume“ bringen, erzeugt eine Atmosphäre der Hoffnung und des Trostes inmitten der Trauer. Die Vergleiche mit Uhlands Liedern und Walthers Minnesang unterstreichen die Verehrung der klassischen deutschen Dichtung und die Sehnsucht nach einer vergangenen, glorreichen Zeit. Das Gedicht ist somit nicht nur eine Elegie auf Conradin, sondern auch ein Bekenntnis zur deutschen Identität und Kultur.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.