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In Frankfurt am Main

Von

Zuweilen that mir das Herz so weh,
Als ob es wär gesprungen,
Und wenn ich dann recht in mich geh′,
So hat mir das Ohr geklungen.
Was klingt das Ohr, was schlägt das Herz,
So laut an die großen Glocken?
Es treibt der Himmel im Herzen Scherz,
Da ist der Verstand erschrocken,
Und schiebt es wohl auf die Witterung
Und auf die vergangnen Zeiten,
Wer liebt, der ist noch im Himmel jung
Und schauet die Erden von Weitem.

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Gedicht: In Frankfurt am Main von Achim von Arnim

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „In Frankfurt am Main“ von Achim von Arnim beschreibt in einfacher, fast volksliedhafter Sprache einen Zustand tiefen Unwohlseins und melancholischer Schwermut, der durch eine geheimnisvolle innere Erfahrung ausgelöst wird. Der lyrische Sprecher klagt über ein schmerzendes Herz, das zu bersten droht, und eine dazu korrespondierende akustische Wahrnehmung des „Ohr-Klingens“. Diese doppelte Erfahrung, die körperliche Schmerz und ein unerklärliches Geräusch vereint, bildet den Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit den Ursachen dieses Gefühls.

Die Suche nach der Quelle dieses Unbehagens führt in eine tiefere, metaphorische Ebene. Der Sprecher versucht, die Ursache zu ergründen, und sucht nach einer Erklärung. Die anfängliche Ratlosigkeit, die durch Fragen wie „Was klingt das Ohr, was schlägt das Herz?“ ausgedrückt wird, weicht einer eher philosophischen Betrachtung. Die Antwort wird in einem Wechselspiel zwischen himmlischen und irdischen Sphären gesucht. Die Verwendung von Begriffen wie „Himmel“ und „Erde“ deuten auf eine Metapher für Liebe und jugendliche Verliebtheit.

Die Ursache für den Schmerz wird letztlich in einer transzendenten Ebene gefunden: „Es treibt der Himmel im Herzen Scherz“. Diese Zeile suggeriert, dass die Quelle des Leids nicht in äußeren Umständen oder rationalen Erklärungen liegt, sondern in einer höheren, vielleicht göttlichen Ordnung. Die Verwendung des Wortes „Scherz“ ist dabei bemerkenswert, da es eine spielerische, aber auch schmerzhafte Qualität andeutet. Im letzten Teil des Gedichts wird der Zusammenhang zur Liebe hergestellt, indem der Liebende als jemand beschrieben wird, der „noch im Himmel jung“ ist und die Welt aus einer distanzierten Perspektive betrachtet.

Somit kann dieses Gedicht als Ausdruck der romantischen Vorstellung von der Verbindung von Liebe, Schmerz und einer transzendenten Erfahrung gelesen werden. Der lyrische Sprecher scheint seine innere Zerrissenheit durch das Gefühl der Liebe, und der Sehnsucht nach dem Geliebten oder dem Ideal der Liebe zu erklären. Die Beschreibung des „Fernsehens“ der Welt von Weitem deutet auf eine Losgelöstheit von weltlichen Dingen hin, die gleichzeitig als Quelle der Sehnsucht, aber auch als Quelle des Schmerzes empfunden wird. Die Schlusszeile deutet darauf hin, dass die Liebe selbst eine Quelle von Schönheit und Erfüllung ist, aber auch von Schmerz und Melancholie, was die Dualität der menschlichen Erfahrung widerspiegelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.