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Zur Taufe

Von

Bedenk es wohl, eh du sie taufst!
Bedeutsam sind die Namen;
Und fasse mir dein liebes Bild
Nun in den rechten Rahmen.
Denn ob der Nam′ den Menschen macht,
Ob sich der Mensch den Namen,
Das ist, weshalb mir oft, mein Freund,
Bescheidne Zweifel kamen;
Eins aber weiß ich ganz gewiß:
Bedeutsam sind die Namen!
So schickt für Mädchen Lisbeth sich,
Elisabeth für Damen;
Auch fing sich oft ein Freier schon,
Dem Fischlein gleich am Hamen,
An einem ambraduftigen,
Klanghaften Mädchennamen.

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Gedicht: Zur Taufe von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zur Taufe“ von Theodor Storm ist eine poetische Reflexion über die Bedeutung von Namen, insbesondere im Kontext der Taufe eines Kindes. Das Gedicht beginnt mit einer eindringlichen Aufforderung, die Taufe wohlüberlegt zu vollziehen, da Namen eine tiefe Bedeutung haben und das spätere Leben des Kindes beeinflussen können. Die sorgfältige Wahl des Namens wird als eine Art der „Rahmung“ des „lieben Bildes“ des Kindes verstanden, was auf die Vorstellung hindeutet, dass der Name das Kind in gewisser Weise formt und seine Identität prägt.

Der Dichter beschäftigt sich mit der Frage, ob der Name den Menschen formt oder der Mensch den Namen. Dies deutet auf eine innere Zerrissenheit und die Anerkennung der Komplexität dieses Themas hin. Storm scheint die ambivalente Beziehung zwischen Namen und Identität anzuerkennen und betont die Bedeutung von Namen in der menschlichen Erfahrung. Die „bescheidne Zweifel“ des Dichters spiegeln seine Auseinandersetzung mit dieser Frage wider, ohne eine endgültige Antwort zu geben. Er schließt jedoch mit der unerschütterlichen Überzeugung, dass Namen bedeutsam sind, was die Grundlage für seine weitere Argumentation bildet.

Der zweite Teil des Gedichts konkretisiert die Bedeutung von Namen, indem er spezifische Beispiele liefert. Er veranschaulicht, wie bestimmte Namen, wie Elisabeth, für Mädchen passend sind. Storm greift hier auf eine spielerische Art die Anziehungskraft von Namen auf potenzielle Liebhaber auf. Die Metapher des „Fischlein[s] am Hamen“, das durch einen ansprechenden Mädchennamen gefangen wird, unterstreicht die verführerische Wirkung, die ein Name ausüben kann. Diese humorvolle Illustration verdeutlicht, wie Namen im Kontext von Liebe und Beziehungen eine Rolle spielen können.

Insgesamt ist „Zur Taufe“ ein Nachdenkliches Gedicht, das die Leser dazu anregt, über die Bedeutung von Namen in unserem Leben nachzudenken. Storm beleuchtet die Macht von Namen, die Identität eines Menschen zu beeinflussen, und deutet an, dass die Auswahl eines Namens mehr als nur eine formale Handlung ist. Der Dichter legt den Schwerpunkt auf die sorgfältige Überlegung, die bei der Namensgebung geboten ist, um sicherzustellen, dass der Name das Leben des Kindes in angemessener Weise unterstützt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.