Von Rôme vogt, von Pülle künec, lât iuch erbarmen
daz man mich bî sô rîcher kunst lât alsus armen.
gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigenem fiure erwarmen.
zâhiu wiech danne sunge von den vogellînen,
von der heide und von den bluomen, als ich wîlent sanc !
swelch schœne wîp mir denne gæbe ir habedanc,
der liez ich liljen unde rôsen ûz ir wengel schînen.
sus kume ich spâte und rîte fruo, „gast, wê dir, wê!“:
sô mac der wirt baz singen von dem grüenen klê.
die nôt bedenkent, milter künec, daz iuwer nôt zergê.
Von Rôme vogt…
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Von Rôme vogt…“ von Walther von der Vogelweide ist eine Klage des Dichters über seine finanzielle Not und seine Sehnsucht nach vergangener, unbeschwerter Zeit. Es ist ein Ausdruck der Verzweiflung über seine Armut und des Verlustes seines früheren Ruhms und seiner früheren Lebensweise. Der Dichter sehnt sich nach den einfachen Freuden des Lebens zurück und wünscht sich die Wertschätzung und Anerkennung, die ihm einst zuteil wurde.
Das Gedicht beginnt mit einer direkten Ansprache an den Papst und den Kaiser, die um ihr Erbarmen bittet. Der Dichter beklagt, dass er trotz seiner „reichen Kunst“ in Armut leben muss. Dies deutet auf seine Position als fahrender Sänger hin, dessen Einkommen von der Gunst und Großzügigkeit seiner Gönner abhängt. Er drückt seinen Wunsch aus, sich am eigenen Herd wärmen zu können, eine Metapher für Geborgenheit und Sicherheit. Die Erwähnung der Vögel, der Heide und der Blumen verweist auf die Natur und die Freude am Gesang, die er einst empfand.
Der Dichter träumt von der Wertschätzung durch eine schöne Frau, die er mit Rosen und Lilien ehren würde, ein Bild der romantischen Liebe und des gegenseitigen Respekts. Diese Zeilen stehen im Kontrast zu seiner aktuellen Situation, in der er sich als arm und unwillkommen fühlt, wie durch die Redewendung „gast, wê dir, wê!“ deutlich wird. Dieses Zitat deutet auf die mangelnde Gastfreundschaft und das geringe Ansehen hin, das er in seiner Not erfährt. Die vergleichende Zeile, „sô mac der wirt baz singen von dem grüenen klê.“ offenbart die Ironie, dass ein Wirt, der einen saftigen Klee hat, mehr zu feiern hat, als ein Dichter in Not.
Das Gedicht endet mit einem Appell an die Herrscher, ihre eigene Not zu bedenken und sich ihrer zu erinnern. Diese Bitte nach Mitgefühl und Großzügigkeit ist ein zentrales Thema des Gedichts und unterstreicht die Verzweiflung des Dichters. Die letzten Zeilen sind ein eindringlicher Aufruf, seine Not zu lindern, um die eigene Notwendigkeit des Wohlstands nicht zu vergessen. Walther von der Vogelweide verwendet hier die klassische Form der höfischen Dichtung, um seinen Herzschmerz und seine Not auszudrücken und die Gunst seiner Mäzene zu erbitten.
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