Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, ,

Überlaß es der Zeit

Von

Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuch′s nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.
Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,
Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du′s überwunden,
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Überlaß es der Zeit von Theodor Fontane

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Überlaß es der Zeit“ von Theodor Fontane ist eine kurze, aber wirkungsvolle Meditation über die Weisheit des Loslassens und die heilende Kraft der Zeit. Es beginnt mit der Beschreibung einer Situation des Zorns und der Empörung, in der man sich über Ungerechtigkeiten oder unerhörte Ereignisse aufregt. Der Dichter rät hier jedoch nicht zu Gegenwehr oder aggressivem Handeln, sondern zum passiven Abwarten: „Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.“

Die eigentliche Botschaft entfaltet sich in den folgenden Versen, die den Prozess des inneren Wandels beschreiben. Am ersten Tag empfindet man Selbstvorwürfe, am zweiten beginnt man, das Schweigen zu akzeptieren, und am dritten hat man die anfängliche Empörung bereits überwunden. Die Zeit, so die zentrale Aussage, heilt alle Wunden und relativiert die Bedeutung von Problemen. Alles, was einem zunächst wichtig und übermächtig erscheint, verliert mit der Zeit an Bedeutung. Die letzten beiden Zeilen verdeutlichen dies nochmals: „Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter, Zeit ist Balsam und Friedensstifter.“

Fontanes Sprache ist schlicht und präzise, was die Universalität der Botschaft unterstreicht. Die klaren Reime und der einfache Wortschatz erleichtern das Verständnis und machen das Gedicht zugänglich für ein breites Publikum. Es gibt keine komplexen Metaphern oder verschachtelten Satzstrukturen, wodurch der Fokus voll und ganz auf der zentralen Idee liegt. Die Kürze des Gedichts trägt ebenfalls zur Wirkung bei, da es die Essenz der Lehre auf wenige Zeilen reduziert.

Die Bedeutung des Gedichts liegt in seiner zeitlosen Relevanz. In einer Welt, in der wir oft dazu neigen, uns in Kleinigkeiten zu verlieren und uns von Emotionen überwältigen zu lassen, erinnert Fontane uns daran, die Dinge aus einer größeren Perspektive zu betrachten. Die Zeit als „Balsam und Friedensstifter“ zu sehen, ist ein Weg, um inneren Frieden zu finden und sich nicht von negativen Gefühlen beherrschen zu lassen. Es ist ein Aufruf zur Gelassenheit und zur Akzeptanz der natürlichen Ordnung der Dinge.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.