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Spielgenossen

Von

Waren fast an hundert Kinder,
Spielten fröhlich sonder Harm,
Schön und lieblich mehr und minder,
Mehr und minder reich und arm.
Was wir nicht getrieben haben,
Aug′ und Herz in freud′ger Gluth!
Waren oft gar wilde Knaben,
Recht voll frischem Jugendmuth.

Weh! die Zeiten sind verflossen,
Langer Raum trennt sie von heut,
Und die fröhlichen Genossen,
Ferne sind sie und zerstreut.
Mancher ist emporgetragen
Von des Lebens Wellenspiel,
Manchen führt ein nied′rer Wagen
Ärmlich zu dem frühen Ziel.

Mancher ringt und strebt vergebens –
Mancher, sorglos und geehrt,
Fand die Güter dieses Lebens
Ungesucht, fast unbegehrt.
Hier weilt der und dort ein Andrer;
Mögen sie sich ferne sein –
Mächt′ger Herr und armer Wandrer,
Eines haben sie gemein.

Aus des Lebens Treiben schauet,
Der von Höh′n aus Tiefen der,
Auf das Grün, das überthauet,
Schimmert aus der Jugend her.
Auf das frische Grün am Morgen,
Wo in sel′ger Knabenzeit,
Nur der Jugend unverborgen,
Blüth′ an Blüthe sich gereiht.

Aller Blicke, sie begegnen
Sich an diesem schönen Ziel,
Die erstarrten Herzen segnen
Noch der Jugend frohes Spiel.
Selbst der Schläfer tief im Grabe,
Nimmt gewiß zum Himmelsraum,
Aus der Zeit, wo er noch Knabe,
Einen süßen Kindertraum.

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Gedicht: Spielgenossen von Auguste Kurs

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Spielgenossen“ von Auguste Kurs ist eine melancholische Betrachtung über die Vergänglichkeit der Kindheit und die Veränderungen, die das Leben mit sich bringt. Es beschreibt eine Gruppe von Kindern, die einst unbeschwert miteinander spielten, und vergleicht diese glückliche Vergangenheit mit den unterschiedlichen Schicksalen, die sie als Erwachsene erfahren haben. Das Gedicht ist in vier Strophen gegliedert, jede Strophe beleuchtet einen anderen Aspekt des Themas, beginnend mit der Beschreibung der unbeschwerten Kindheit und endend mit einer verklärten Erinnerung an diese Zeit.

Die erste Strophe stellt die „Spielgenossen“ vor, eine Gruppe von Kindern, die trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Hintergründe – „mehr und minder reich und arm“ – gemeinsam spielten. Die Zeilen atmen eine Atmosphäre von Unbekümmertheit und Freude, mit Formulierungen wie „fröhlich sonder Harm“ und „freud′ger Gluth“. Der „frischem Jugendmuth“ ist der Antrieb der Knaben, die in ihrer Kindheit keine Sorgen kennen und ungestört ihre Tage verbringen konnten. Der Autorin gelingt es, ein lebhaftes Bild dieser unbeschwerten Zeit zu zeichnen, in der die Kinder ungestört in ihrer eigenen Welt lebten.

Die zweite und dritte Strophe kontrastieren diese unbeschwerte Vergangenheit mit der Realität des Erwachsenenlebens. Die „Zeiten sind verflossen“, und die einstigen Spielkameraden sind nun „ferne“ und „zerstreut“. Kurs beschreibt die unterschiedlichen Lebenswege, die sie gegangen sind, vom „emporgetragen“ Werden im „Wellenspiel“ des Lebens bis zum „frühen Ziel“ des Todes. Einige haben Erfolg, andere kämpfen vergeblich, einige finden das Glück ungesucht, aber alle haben das Gefühl der Unbeschwertheit verloren. Dies verdeutlicht die Unausweichlichkeit des Wandels und die Tatsache, dass das Leben oft unvorhersehbar ist.

Die letzten beiden Strophen bieten eine versöhnliche Perspektive. Trotz aller Unterschiede und Trennungen haben die ehemaligen Spielkameraden etwas gemeinsam: die Erinnerung an die Kindheit, die aus der Ferne wie ein grünes Paradies erscheint. Das Gedicht schließt mit einer Verklärung der Kindheit, in der selbst die Toten im Grab „einen süßen Kindertraum“ träumen, wodurch die Bedeutung dieser prägenden Phase des Lebens nochmals hervorgehoben wird. Die „Jugend unverborgen“ bleibt als leuchtendes Vorbild in der Erinnerung und verbindet alle, egal welchen Weg sie im Leben auch gingen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.