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Spätsommerstimmung

Von

In regungslosem Brüten schleiern Meer und Himmel,
eintönig grau, wie blindgewordene Spiegel, und re-
gungslos dazwischen steht das Land.
Eine Menge Licht ist in der Luft; ein Licht jedoch,
das keine Schatten hat, gleichmäßig und zerteilt, so
daß man kaum erkennt, obs Mittag oder Abend und
wo die Sonne steht.
Die Oie hängt wie ein rötlich Wolkenbild im Dunst
und ein paar Boote mit kupfergelben Segeln kriechen
an ihm hin, gleich großen Motten, die an einer Fen-
sterscheibe aufwärts wollen.
Nun taucht ein Dampfer aus der Tiefe und langhin
ballt sein Rauch in runden dunkeln Wolken sich aufs
Wasser.
Kein Laut, kein Ton! Mit dumpfem Schlafe liegt
der Sommer im Gelände und alles halbbeklommen
hält den Atem an, als müsse jeden Augenblick ein …
Klang, ein … Ruf, ein … Schrei dies Schweigen bre-
chen.

Und plötzlich fallen große schwere Tropfen.

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Gedicht: Spätsommerstimmung von Cäsar Flaischlen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Spätsommerstimmung“ von Cäsar Flaischlen beschreibt eine beklemmende, fast unwirkliche Szene, die von einer Atmosphäre der Stille, Unbeweglichkeit und drohenden Veränderung geprägt ist. Der Autor erzeugt ein Gefühl der Monotonie und Leere durch die Beschreibung des Meeres und Himmels, die „eintönig grau“ erscheinen und wie „blindgewordene Spiegel“ wirken. Die Abwesenheit von Schatten und die diffuse Lichtverteilung verstärken den Eindruck der Orientierungslosigkeit und Zeitlosigkeit, was zusätzlich durch die Unbestimmtheit von Mittag oder Abend verdeutlicht wird.

Die beschriebenen Bildelemente, wie die „Oie“ (vermutlich ein Vogel oder eine Insel) und die „Boote mit kupfergelben Segeln“, die wie „Motten“ an einer Fensterscheibe hochkriechen, verstärken die surreale Anmutung. Diese Metaphern erzeugen eine beunruhigende Atmosphäre, in der die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen. Die ruhige, fast meditative Stimmung wird durch das Auftauchen eines Dampfers, dessen Rauch sich als „runde dunkle Wolken“ über dem Wasser ausbreitet, unterbrochen, was ein Gefühl der Bedrohung und des bevorstehenden Wandels ankündigt.

Die Stille, die das Gedicht dominiert, wird als beklemmend dargestellt, da alles „halbbeklommen“ den Atem anhält, als würde man auf den Ausbruch eines Geräusches, eines Rufes oder eines Schreiens warten. Dieser Moment der Spannung, in dem das Schweigen jederzeit durchbrochen werden könnte, kulminiert in dem unerwarteten Einsetzen des Regens, der als „große schwere Tropfen“ beschrieben wird. Dieser abrupte Übergang markiert das Ende der Ruhe und leitet den eigentlichen Wandel ein, der in der Natur stattfindet.

Insgesamt ist das Gedicht eine Beobachtung der Natur, die weit mehr als eine einfache Beschreibung ist. Es ist eine eindringliche Darstellung der Stille vor dem Sturm, die in poetischen Bildern die Spannung, die Unruhe und das Gefühl der bevorstehenden Veränderung vermittelt. Flaischlens Wortwahl und seine Fähigkeit, Atmosphäre zu schaffen, machen dieses Gedicht zu einem intensiven Erlebnis, das den Leser in seinen Bann zieht und ihn mit den Themen Stille, Erwartung und Wandel konfrontiert.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.