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Sonntag

Von

Die Nacht war kaum verblühet,
Nur eine Lerche sang
Die stille Luft entlang.
Wen grüßt sie schon so frühe?

Und draußen in dem Garten
Die Bäume übers Haus
Sahn weit ins Land hinaus,
Als ob sie wen erwarten.

In festlichen Gewanden
Wie eine Kinderschar,
Tauperlen in dem Haar,
Die Blumen alle standen.

Ich dacht: ihr kleinen Bräute,
Was schmückt ihr euch so sehr? –
Da blickt′ die eine her:
»Still, still, ′s ist Sonntag heute.«

»Schon klingen Morgenglocken,
Der liebe Gott nun bald
Geht durch den stillen Wald.«
Da kniet ich froherschrocken.

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Gedicht: Sonntag von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sonntag“ von Joseph von Eichendorff entfaltet in vier Strophen eine Szenerie, die von einer stillen, fast sakralen Atmosphäre geprägt ist. Es beschreibt den Moment des Morgens, wenn die Natur aus der Nacht erwacht und eine besondere Erwartungshaltung spürbar wird. Die beschriebenen Bilder sind geprägt von einer Leichtigkeit und Reinheit, die durch die frühe Tageszeit und die Natur selbst hervorgehoben werden.

Die erste Strophe etabliert die Morgenstimmung mit einer singenden Lerche, die die „stille Luft entlang“ durchfliegt. Diese Szene setzt einen ruhigen und kontemplativen Ton, der von der ungestörten Natur und der leisen Melodie des Vogelsangs geprägt ist. Die Frage „Wen grüßt sie schon so frühe?“ deutet auf ein Geheimnis oder eine besondere Erwartung hin, die in der Natur liegt. Die zweite Strophe erweitert die Szenerie, indem sie die Bäume im Garten als Beobachter darstellt, die „weit ins Land hinaus“ blicken, als ob sie jemanden oder etwas erwarten. Diese Personifizierung verstärkt die Spannung und das Gefühl der Vorbereitung auf ein kommendes Ereignis.

Die dritte Strophe bringt die Blumen ins Spiel, die „in festlichen Gewanden“ und „wie eine Kinderschar“ dargestellt werden, mit „Tauperlen in dem Haar“. Dieses Bild der festlich gekleideten Blumen, die durch den Tau geschmückt sind, unterstreicht die feierliche Stimmung und das Erwartungsvolle. Die Beschreibung der Blumen als „Bräute“ deutet auf ein Fest oder einen besonderen Anlass hin. Die letzte Strophe enthüllt die Ursache für diese Vorbereitung: „Still, still, ’s ist Sonntag heute“.

Die Enthüllung der Ursache und die folgenden Worte erklären die besondere Stimmung und das Erwartungsvolle, das in der Natur spürbar ist, denn „schon klingen Morgenglocken“, und die Anwesenheit Gottes wird in dem „stillen Wald“ erwartet. Der Erzähler reagiert darauf mit einem Gefühl von „Froherschrocken“, das sowohl Freude als auch Ehrfurcht zum Ausdruck bringt. Das Gedicht erzeugt eine Stimmung der Ehrfurcht und des Staunens über die Gegenwart Gottes in der Natur und unterstreicht die Bedeutung des Sonntags als heiligen Tag.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.