Ihr schwarzen Äugelein!
Wenn ihr nur winket,
Es fallen Häuser ein,
Es fallen Städte;
Und diese Leimenwand
Vor meinem Herzen –
Bedenk′ doch nur einmal –
Die sollt′ nicht fallen!
Sizilianisches Lied
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Sizilianisches Lied“ von Johann Wolfgang von Goethe ist ein kurzes, prägnantes Liebesgedicht, das die überwältigende Macht der Liebe und die daraus resultierende Verzweiflung des lyrischen Ichs thematisiert. Es ist in einfacher Sprache gehalten und verwendet eindrucksvolle Bilder, um die Intensität der Gefühle auszudrücken. Der Aufbau ist klar und strukturiert, mit einer deutlichen Zweiteilung, die die Macht der Geliebten und die Ohnmacht des lyrischen Ichs widerspiegelt.
Die ersten vier Zeilen beschreiben die zerstörerische Kraft, die von den „schwarzen Äugelein“ ausgeht. Durch einen einfachen Wimpernschlag, ein Wink, werden ganze Städte zerstört. Diese Übertreibung dient dazu, die enorme Anziehungskraft und den Einfluss der Geliebten zu verdeutlichen. Der Begriff „fallen“ wird sowohl für „Häuser“ als auch „Städte“ verwendet, was die Allgegenwärtigkeit und Unaufhaltsamkeit dieser Zerstörungskraft unterstreicht. Dies legt den Grundstein für die folgende Zeile, in der das lyrische Ich seine eigene Verletzlichkeit und sein Schicksal artikuliert.
In den letzten drei Zeilen wendet sich das lyrische Ich direkt an sein Herz und spricht von einer „Leimenwand“, die es schützen soll. Diese Metapher symbolisiert die emotionale Barriere, die das lyrische Ich errichtet hat, um sich vor der Liebe zu schützen. Allerdings wird diese Barriere durch die Anziehungskraft der Geliebten gefährdet. Die Frage „Bedenk′ doch nur einmal – / Die sollt′ nicht fallen!“ verdeutlicht die Verzweiflung und die Ohnmacht des lyrischen Ichs. Es bittet sein Herz, die Mauer aufrechtzuerhalten und der überwältigenden Kraft der Geliebten zu widerstehen, um nicht ebenfalls zerstört zu werden.
Das Gedicht fängt also die Widersprüchlichkeit der Liebe ein: Ihre zerstörerische Kraft und die gleichzeitige Sehnsucht danach. Es ist ein Moment der Hoffnung, verbunden mit der Angst vor Verlust. Die Einfachheit der Sprache und der Reim halten die Botschaft des Gedichts fest und machen es so eindrücklich. Goethe schafft es, in wenigen Zeilen die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen zu erfassen.
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Lizenz und Verwendung
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