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RegenSommer

Von

Nasser Staub auf allen Wegen!
Dorn und Distel hängt voll Regen
Und der Bach schreit wie ein Kind!
Nirgends blüht ein Regenbogen,
Ach, die Sonn′ ist weggezogen
Und der Himmel taub und blind!

Traurig ruhn des Waldes Lieder,
Alle Saat liegt siech darnieder,
Frierend schläft der Wachtel Brut.
Jahreshoffnung, fahler Schimmer!
Mit den Menschen steht′s noch schlimmer,
Kalt und träge schleicht ihr Blut!

Krankes Weib am Findelsteine
Mit dem Säugling, weine! weine
Trostlos oder hoffnungsvoll:
Nicht im Feld und auf den Bäumen –
In den Herzen muss es keimen,
Wenn es besser werden soll!

Fleh′ zu Gott, der ja die Saaten
Und das Menschenherz beraten,
Bete heiss und immerdar,
Dass er, unsre Not zu wenden,
Wolle Licht und Wärme senden
Und ein gutes Menschenjahr!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: RegenSommer von Gottfried Keller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „RegenSommer“ von Gottfried Keller malt ein düsteres Bild einer trüben Jahreszeit, in der der Regen die Natur und die Menschen gleichermaßen betrübt. Die ersten Strophen beschreiben die Auswirkungen des Dauerregens auf die Landschaft: Der Staub ist nass, Dornen und Disteln sind vom Regen beschwert, und der Bach klingt wie ein weinendes Kind. Der Himmel ist trüb und ohne Regenbogen, die Sonne scheint verschwunden zu sein. Die Melancholie verstärkt sich durch die Stille der Waldeslieder und das kranke Dahinliegen der Saat. Sogar die Wachtelbrut erfriert. Diese Beschreibungen erzeugen eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und des Stillstands.

Die zweite Strophe erweitert die Trübsal auf die menschliche Welt. Keller stellt fest, dass es den Menschen noch schlechter geht. Ihr Blut „schleicht kalt und träge“, was auf eine allgemeine Lethargie und Hoffnungslosigkeit hindeutet. Ein besonders erschütterndes Bild ist das kranke Weib am Findelstein mit ihrem Säugling, die zum Weinen aufgefordert wird. Dieses Bild der Not und des Elends unterstreicht die Schwere der Situation und die Hoffnungslosigkeit, die sich über alle Bereiche des Lebens erstreckt. Die Jahreserwartung wird als „fahler Schimmer“ bezeichnet, was auf eine verblasste Hoffnung hinweist.

In der letzten Strophe wendet sich das Gedicht von der Beschreibung des Elends einer möglichen Lösung zu: Der Glaube und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Keller appelliert an das Herz der Menschen und betont, dass die Besserung nicht von äußeren Umständen, sondern von innerem Wachstum und Glauben abhängt. Es wird betont, dass das Gute in den Herzen keimen muss. Der Dichter ruft zu Gott, bittet um Licht und Wärme, um die Not zu wenden und ein „gutes Menschenjahr“ zu ermöglichen.

Das Gedicht ist somit eine Reflexion über die Krisenzeit des Lebens, sowohl in der Natur als auch in der menschlichen Gesellschaft. Es schildert die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die durch widrige Umstände entstehen können. Gleichzeitig bietet es eine Botschaft der Hoffnung: Die Besserung liegt nicht in äußeren Bedingungen, sondern im Glauben und in der inneren Kraft des Menschen. Es ist ein Aufruf zur Hoffnung und zum Vertrauen in eine bessere Zukunft, in der das Gute im Herzen keimen kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.