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Protest

Von

Wenn ich verachte heimliches Verschwören,
Und wenn ich hasse Meuchelmörderhand,
Wenn in des Volkserretters Ruhmgewand
Verhüllte Schufte meinen Groll empören,

Reih ich das Königstum den Himmelsgaben,
Verlaßner Völker Vaterhaus und Hort.
O glaubet nicht, ich liebe drum sofort,
Was jetzt und hier an Königen wir haben.

O glaubet nicht, ich führe keinen Zunder
Im Herzen für des Zornes edle Glut,
Tritt wo ein Fürst sein Volk im Übermut,
Noch daß ich ehren kann gekrönten Plunder.

Nie wird mein Flügelroß zum Schindergaule
Für meine Ehre, und mich strafe Gott,
Sing ich ein Fürstenlied, daß mir, zum Spott,
Die Hand vom Saitenspiel herunterfaule.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Protest von Nikolaus Lenau

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Protest“ von Nikolaus Lenau ist eine deutliche Stellungnahme gegen politische Ungerechtigkeit und Heuchelei. Es ist ein Bekenntnis zu einem unerschütterlichen Freiheitsdrang und einem tiefen Misstrauen gegenüber Machtausübung, insbesondere in Form von monarchischer Herrschaft. Der Autor distanziert sich von jeglicher Form von Gewalt, sei es offene Verschwörung oder heimtückischer Mord, betont aber gleichzeitig seine Ablehnung gegenüber dem Missbrauch von Macht durch politische Führer, die sich hinter dem Mantel des Ruhms oder der „Volkserretter“ tarnen.

Die Struktur des Gedichts zeigt eine klare Entwicklung des Protestes. In den ersten vier Versen werden die Werte der Ehrlichkeit und der Ablehnung von Gewalt betont. Im zweiten Quartett wird eine gewisse Skepsis gegenüber dem Königstum und dessen vermeintlicher göttlicher Legitimation deutlich. Lenau lehnt die Idee ab, das Königtum kritiklos zu akzeptieren, nur weil es von oben kommt. Er betont, dass er die Herrschenden, die die Menschen verlassen und im Stich lassen, nicht liebt. Der Dichter positioniert sich nicht als bedingungsloser Anhänger des Königstums, sondern als kritischer Beobachter.

Der Kern des Protestes, der in den letzten beiden Quartetten zum Ausdruck kommt, ist die Weigerung, Kompromisse einzugehen. Lenau bekennt sich zu seiner persönlichen Freiheit und Unabhängigkeit von jeglicher Form der Unterdrückung. Er betont, dass er weder sein „Flügelroß“ (sein Talent und seine Ideale) dem „Schindergaule“ (der Erniedrigung und dem Verrat) unterwerfen, noch die „Fürstenlieder“ singen werde, die ihm die Ehre rauben könnten. Lenau befürchtet eine Korruption seiner Werte, wenn er sich dem etablierten Regime anpasst. Sein Ausdruck ist entschlossen, und seine Worte sind von Zorn und einer unerschütterlichen Verteidigung der eigenen Ehre getragen.

Die Sprache des Gedichts ist ausdrucksstark und von einer gewissen Erhabenheit geprägt. Lenau verwendet kraftvolle Bilder wie „Meuchelmörderhand“ und „gekrönten Plunder“, um seine Abneigung zu verdeutlichen. Der Stil ist eher pathetisch und idealistisch. Der Dichter benutzt die Sprache, um seine Werte zu verteidigen und die Leser zur Überprüfung der Ideale und der Macht zu provozieren, die von der herrschenden Klasse ausgeübt werden. Das Gedicht ist ein leidenschaftliches Plädoyer für Freiheit, Ehre und die Weigerung, sich dem Diktat von Macht und Ungerechtigkeit zu beugen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.