Pottkieker
Mutti, Mutti, was ist denn da drin?
„Hoppel, poppel, Appelreis,
Mach dich fort, Naseweis,
Kann dich hier nicht brauchen,
Der Ofen tut rauchen,
Muß Späne suchen,
Sonst brennt der Kuchen,
Muß Gänse schlachten,
In drei Tagen ist Weihnachten!“
Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin?
„Ei, tanz mit dem Schimmel,
Bohr Löcher in den Himmel,
Lehr die Katz das Alphabet,
Sieh nach, ob sich der Kirchturm dreht,
Oder lauf ans End der Welt,
Paß auf, daß keiner runterfällt,
Marsch!!“
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Pottkieker“ von Paula Dehmel fängt die Atmosphäre einer emsigen Weihnachtsvorbereitung aus der Perspektive eines neugierigen Kindes ein. Das Kind stellt wiederholt Fragen, getrieben von kindlicher Neugier und dem Wunsch nach Aufmerksamkeit. Die Antworten der Mutter sind kurz angebunden, oft abweisend und mit der Erledigung von Hausarbeiten beschäftigt. Der Kontrast zwischen der kindlichen Unbefangenheit und der mütterlichen Geschäftigkeit prägt das gesamte Gedicht.
Die Mutter gibt auf die kindlichen Fragen fast schon genervte Antworten, die von der Hektik der Weihnachtszeit zeugen. Die Reime und der Rhythmus der Antworten der Mutter sind lebhaft und verspielt, spiegeln aber auch die Ungeduld und den Zeitdruck wider. Anstatt die Fragen des Kindes zu beantworten, wird es mit phantasiereichen und absurden Aufgaben abgewiesen, die dem Kind die Bedeutung von Weihnachten und der Weihnachtsvorbereitung nicht erklären, sondern es lediglich von der Mutter fernhalten sollen.
Die Verwendung von kindlichen Worten wie „Hoppel, poppel, Appelreis“ und die spielerischen Anweisungen wie „tanz mit dem Schimmel“ oder „bohr Löcher in den Himmel“ unterstreichen die kindliche Sichtweise. Gleichzeitig lassen sie die kindliche Sehnsucht nach Zuwendung und Erklärungen erahnen, die in der geschäftigen Vorweihnachtszeit jedoch keinen Platz findet. Das Gedicht vermittelt somit eine ambivalente Botschaft: Einerseits wird die magische Vorweihnachtszeit mit ihrer Hektik dargestellt, andererseits wird die Erfahrung der kindlichen Isolation und des Nicht-verstanden-Werdens thematisiert.
Insgesamt ist „Pottkieker“ ein charmantes und zugleich melancholisches Gedicht, das die Widersprüche der kindlichen Wahrnehmung und die Realität der Erwachsenenwelt einfühlsam darstellt. Es erfasst die Spannung zwischen der festlichen Erwartung und der Alltagshektik, die oft mit der Vorbereitung von Weihnachten verbunden ist. Die Geschichte bleibt uns als ein Spiegelbild der kindlichen Neugier, der mütterlichen Müdigkeit und der komplexen Gefühle, die diese Zeit mit sich bringt, im Gedächtnis.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.