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Ohne Thema

Von

Ein jeder hüte sich vor Netze, Strick und – – Fall,
Die Tugend rufet ihn, und zwar mit starkem – – Schall
Fast alle Stunden zu: Wer nur zu mir will – – kommen,
Ja wer sich meinen Dienst mit Ernste – – vorgenommen,
Der ist sehr hoch beglückt, und hat den besten – – Schatz,
Und wahre Ruh erwehlt. Der Tugend Sammel – – Platz
Kan nicht in Seelen seyn, die wie die Thoren – – rasen,
Und mit der Unvernunft und Aberglauben – – spasen.

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Gedicht: Ohne Thema von Sidonia Hedwig Zäunemann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ohne Thema“ von Sidonia Hedwig Zäunemann ist eine moralisierende Ermahnung, die den Leser zur Tugendhaftigkeit aufruft und vor den Gefahren von Laster und Torheit warnt. Die Struktur des Gedichts ist geprägt von einer direkten Ansprache, die durch Imperative wie „hütem sich“ und eine Vielzahl von rhetorischen Fragen und Appellen gekennzeichnet ist. Diese Ansprache verleiht dem Gedicht eine didaktische Natur, die darauf abzielt, den Leser zu belehren und zu bessern.

Das Gedicht nutzt eine Reihe von Gegensätzen, um die Botschaft zu verstärken. Auf der einen Seite steht die Tugend, die als Quelle von Glück, Reichtum und wahrer Ruhe dargestellt wird. Auf der anderen Seite stehen die „Netze, Strick und – – Fall“, die Symbole für die Gefahren und Versuchungen der Welt. Diese Gegenüberstellung wird durch die Verwendung von antithetischen Begriffen wie „Ernste“ und „rasen“ oder „Unvernunft“ und „Tugend“ weiter verstärkt. Die Wahl dieser Gegensätze unterstreicht die klare Botschaft des Gedichts: Die Wahl des Tugendhaften Weges führt zu wahrem Glück, während der Weg des Lasters in Unglück endet.

Besonders auffällig ist die wiederholte Betonung der Tugend. Durch die Personifizierung der Tugend, die den Leser „mit starkem Schall“ ruft, wird ihre Bedeutung und ihre Anziehungskraft hervorgehoben. Der „Sammelplatz“ der Tugend, der in der Seele des Tugendhaften liegt, deutet auf eine innere Erfüllung und die Möglichkeit zur Selbstvervollkommnung hin. Der letzte Vers stellt die Torheit und den Aberglauben den Tugendhaften gegenüber und verdeutlicht somit erneut die Warnung vor der falschen Wegwahl.

Die Verwendung von Reimen und einem eher einfachen Sprachstil deutet darauf hin, dass das Gedicht darauf abzielt, ein breites Publikum anzusprechen und die Botschaft möglichst verständlich zu vermitteln. Die offene Form des Gedichts, die durch die Auslassungen (als Platzhalter für die Reimworte) entsteht, kann auch als eine Einladung zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema verstanden werden. Der Leser wird dazu aufgefordert, selbst die fehlenden Worte zu ergänzen und somit die Bedeutung des Gedichts in seinem eigenen Geist zu vollenden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.