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Nach Heine

Von

Woher das Unglück stamme,
Das stets bei mir sich hält?
Es trat am gleichen Tage
Mit mir einst in die Welt.

Als Kind in meiner Wiege,
Da ruht′ ich nicht allein,
Es schlief an jedem Abend
Mein Unglück mit mir ein.

Und weckte mich am Morgen
Der Sonne Strahlenlauf,
So wachte auch das Unglück
Mit mir gleich wieder auf.

Und als ich größer wurde,
Da wuchs mein Unglück mit,
Es folgte mir beständig,
Getreu bei jedem Schritt.

So ist es denn geblieben
Stets bei dem alten Brauch,
Denn wo ich nur erscheine,
Da ist mein Unglück auch.

Nur hat es jetzt am Tage
Nicht einmal immer Raum,
Es schleicht sich gar zu häufig
Auch noch in meinen Traum.

Ich trag′ es stets im Innern,
Trotz all dem äußern Scherz,
Ganz groß ist es geworden
Und bricht mir nun das Herz.

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Gedicht: Nach Heine von Auguste Kurs

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nach Heine“ von Auguste Kurs ist eine melancholische Selbstbetrachtung, die das stete Unglück des lyrischen Ichs thematisiert. Die Autorin greift auf die Form und den Tonfall Heinrich Heines zurück, um die tiefe Verzweiflung und die allgegenwärtige Präsenz des Leids darzustellen. Das Gedicht zeichnet den Weg des Unglücks von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter nach und verdeutlicht, wie es sich immer tiefer im Inneren des Ichs verankert.

Die Struktur des Gedichts, mit ihren kurzen Strophen und dem einfachen Reimschema, erinnert an die volksliedhafte Tradition, die Heine häufig verwendete. Dies verstärkt den Eindruck der Ehrlichkeit und der Unmittelbarkeit der Gefühle. Die Metapher des Unglücks als ständiger Begleiter, der mit dem lyrischen Ich in die Welt trat und es von Kindheit an begleitete, ist eindrücklich. Es wird als etwas dargestellt, das nicht nur äußerlich existiert, sondern auch untrennbar mit der eigenen Existenz verbunden ist.

Der Verlauf des Gedichts spiegelt die Entwicklung des lyrischen Ichs wider. Während in der Kindheit das Unglück noch als etwas erscheint, das lediglich mit anwesend ist, wächst es im Laufe des Lebens und wird zu einer immer größeren Last. Der Wechsel von der physischen Anwesenheit (in der Wiege, beim Aufwachen) zur psychischen Belastung (im Inneren, im Traum) unterstreicht die allumfassende Präsenz des Unglücks. Der letzte Vers, „Und bricht mir nun das Herz“, kulminiert in einer herzzerreißenden Aussage, die das Ausmaß des Schmerzes und der Verzweiflung offenbart.

Die Wiederholung des Unglücks, das „stets“ da ist, das „mit mir“ in die Welt trat, „mit mir“ erwachte und „mit mir“ wuchs, verstärkt das Gefühl der Unentrinnbarkeit. Das Gedicht ist ein erschütterndes Bekenntnis zu einem Leben, das von Unglück geprägt ist. Es reflektiert die Melancholie und die tiefe Traurigkeit, die oft mit der menschlichen Existenz verbunden sind, und hinterlässt beim Leser ein Gefühl von Mitgefühl und Nachdenklichkeit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.