Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , ,

Mitunter freilich kommen Stunden

Von

Mitunter freilich kommen Stunden:
und was du nie bewußt empfunden,
gleich einem grauen Regen regnet′s dir ins Herz,
und wie ein scheuer Bettler bleibst du stehn,
verstohlen durch die Hecken zu spähn,
hinter denen sie sitzen und plaudern und lachen,
fröhliche Menschen in fröhlichen Kleidern …
plaudern, lachen, singen und küssen
so leichten Bluts,
so frohen Muts:

Als ob es all das Schwere gar nicht gäbe,
an das du so viel Kraft verfehlst!
als ob der Kampf, von dem du sprichst,
und all die Müh und Sorge … nichts!
als ob es eitel Hirngespinste,
worüber du dich härmst und quälst!
und als ob allen, die da sitzen
so kinderfroh
und singen und spielen, tanzen und küssen,
erfüllt schon längst,
was du als letzten Dank dir denkst,
als Endlohn für Jahre voll Kampf und Schmerz …

Und wie ein grauer Regen regnet′s dir ins Herz
und wie ein Bettler drückst du dich von dannen
einsam
deinen einsamen Weg.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Mitunter freilich kommen Stunden von Cäsar Flaischlen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mitunter freilich kommen Stunden“ von Cäsar Flaischlen beschreibt die Erfahrung der Isolation und des Gefühls der Ungerechtigkeit, das entsteht, wenn man im Kontrast zur vermeintlichen Unbeschwertheit und Freude anderer Menschen das eigene Leid und die eigene Anstrengung wahrnimmt. Das Gedicht zeichnet das Bild eines lyrischen Ichs, das in melancholischer Beobachtung das fröhliche Treiben anderer Menschen verfolgt und sich dabei der eigenen Enttäuschung und des eigenen Schmerzes bewusst wird.

Das Gedicht beginnt mit dem Einsetzen eines Zustands der Melancholie, der sich wie ein „grauer Regen“ im Herzen des lyrischen Ichs ausbreitet. Diese innere Trübsal wird verstärkt durch die Metapher des „scheuen Bettlers“, der sich heimlich an den Rand der fröhlichen Szenerie begibt. Diese Bilder erzeugen ein Gefühl der Distanz und der Entfremdung. Das lyrische Ich beobachtet die fröhlichen Menschen, die unbeschwert plaudern, lachen, singen und sich küssen. Diese Szene der Freude dient als Kontrast zur eigenen Erfahrung von Kampf, Mühsal und Sorge. Die Leichtigkeit und der Übermut der Anderen werden als Gegensatz zur eigenen Last empfunden.

Der zweite Teil des Gedichts intensiviert das Gefühl der Ungerechtigkeit. Das lyrische Ich nimmt wahr, dass die Anderen scheinbar frei von den schweren Lasten des Lebens sind, mit denen es selbst ringt. Es wirft die Frage auf, ob der eigene Kampf und die eigene Anstrengung überhaupt von Bedeutung sind, ob sie nicht nur „eitel Hirngespinste“ darstellen. Das Gedicht deutet an, dass das Glück und die Erfüllung, die das lyrische Ich sich ersehnt, bereits von den fröhlichen Menschen erfahren werden. Die Erfahrung, dass das eigene Streben scheinbar vergeblich ist, verstärkt das Gefühl der Isolation und der Ungerechtigkeit.

Das Gedicht endet mit der Wiederholung des Bildes des „grauen Regens“ und der Metapher des „Bettlers“, der sich einsam zurückzieht. Diese Wiederholung unterstreicht die Unveränderlichkeit des Zustands und die Unfähigkeit, Teil der fröhlichen Gemeinschaft zu werden. Die abschließenden Worte „einsam / deinen einsamen Weg“ verdeutlichen die endgültige Trennung von der Welt der Freude und die Akzeptanz des eigenen Leids. Das Gedicht ist eine melancholische Reflexion über das Gefühl der Ungerechtigkeit, der Isolation und die Sehnsucht nach Glück.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.