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Mittagsruh

Von

Über Bergen, Fluß und Talen,
Stiller Lust und tiefen Qualen
Webet heimlich, schillert, Strahlen!
Sinnend ruht des Tags Gewühle
In der dunkelblauen Schwüle,
Und die ewigen Gefühle,
Was dir selber unbewußt,
Treten heimlich, groß und leise
Aus der Wirrung fester Gleise,
Aus der unbewachten Brust,
In die stillen, weiten Kreise.

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Gedicht: Mittagsruh von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mittagsruh“ von Joseph von Eichendorff ist eine poetische Momentaufnahme, die die Atmosphäre der Mittagsstille einfängt und eine innere Einkehr thematisiert. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer äußeren, stillen Welt, in der „Über Bergen, Fluß und Talen / Stiller Lust und tiefen Qualen / Webet heimlich, schillert, Strahlen!“ Diese Zeilen evozieren ein Bild von Licht und Ruhe, das über die Landschaft liegt und sowohl angenehme als auch leidvolle Erfahrungen in sich birgt. Der Gebrauch von Wörtern wie „heimlich“ und „schillert“ deutet auf eine verborgene Schönheit und eine gewisse Magie, die in der Mittagszeit zu finden ist.

In der zweiten Strophe vollzieht sich ein Übergang von der äußeren Landschaft zur inneren Welt des Menschen. Das „Gewühle des Tags“ ruht, und in der „dunkelblauen Schwüle“ verdichten sich die Gedanken und Gefühle. Es ist eine Zeit der Kontemplation, in der die „ewigen Gefühle“, die dem Individuum oft unbewusst sind, an die Oberfläche treten. Diese Zeilen implizieren, dass die Mittagsstille eine Gelegenheit bietet, sich mit den tieferen Aspekten der eigenen Existenz auseinanderzusetzen.

Die letzten Verse des Gedichts beschreiben, wie diese verborgenen Gefühle aus dem „Wirrung fester Gleise“ und der „unbewachten Brust“ treten. Die Formulierung „In die stillen, weiten Kreise“ deutet darauf hin, dass diese Gefühle nun eine neue, umfassendere Dimension erreichen. Die Stille der Mittagszeit ermöglicht also eine Begegnung mit dem eigenen Inneren, eine Möglichkeit, sich von den Ablenkungen des Alltags zu lösen und sich den eigenen, vielleicht verborgenen Emotionen und Gedanken zu öffnen.

Insgesamt ist „Mittagsruh“ ein Gedicht über die Erfahrung von Stille und innerer Einkehr. Eichendorff nutzt die Mittagszeit als Metapher für einen Moment der Ruhe, in dem die Seele zur Besinnung kommt und sich den tieferen, oft unbewussten Gefühlen und Gedanken öffnet. Das Gedicht lädt den Leser ein, die Ruhe des Mittags zu nutzen, um in sich selbst einzutauchen und die „ewigen Gefühle“ zu erforschen, die unser Dasein prägen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.