Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.

Metastasio

Von

Lieblich bist du, ich lese dich gern, ich höre dich lieber,
Wenn dich ein römischer Mund, wenn der Gesang dich beseelt.
Dir fehlt′s nicht an treuer Natur und artiger Einfalt,
Immer das Nächste nur bringst du verständlich mir vor.
Deine Sprach′ ist entzückend, ich lausche dem zärtlichen Dichter,
Aber sprächest du deutsch, fänd′ ich den Dichter nicht mehr.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Metastasio von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Metastasio“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine Reflexion über die Faszination und die Grenzen der Kunst, insbesondere der Poesie, und wie diese durch Sprache und kulturellen Kontext beeinflusst wird. Es lobt die Schönheit und Anmut der Werke des italienischen Dichters Pietro Metastasio, stellt aber gleichzeitig die Einschränkungen der Übersetzung und der Übertragung in eine andere Sprache in den Vordergrund.

Das Gedicht beginnt mit einer direkten Ansprache an Metastasio. Der Sprecher drückt seine Freude am Lesen und Hören der Gedichte des Dichters aus, wobei er die Vorliebe für die ursprüngliche Sprache und den Gesang hervorhebt. Die Verwendung von Adjektiven wie „lieblich“ und „zärtlich“ unterstreicht die Wertschätzung für die Ästhetik und den emotionalen Ausdruck in Metastasios Werk. Die Zeilen betonen die Natürlichkeit und Einfachheit, die dem Dichter zugeschrieben werden, indem sie betonen, dass er stets das Nächste verständlich vorbringt. Dies deutet auf die Fähigkeit Metastasios hin, sich einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Der Wendepunkt des Gedichts liegt in der letzten Zeile: „Aber sprächest du deutsch, fänd‘ ich den Dichter nicht mehr.“ Hier drückt der Sprecher eine entscheidende Erkenntnis aus. Er deutet an, dass die Magie der Poesie und die Wirkung des Dichters von der spezifischen Sprache und dem kulturellen Kontext abhängen. Die Übersetzung in eine andere Sprache, in diesem Fall Deutsch, würde die Essenz des Dichters zerstören oder verändern. Dies wirft die Frage nach der Unübersetzbarkeit der Kunst auf und verdeutlicht die Bedeutung von Klang, Rhythmus und kulturellen Nuancen in der Poesie.

Waiblinger zeigt mit diesem Gedicht die ambivalente Beziehung zur Kunst und der Übersetzung. Er bewundert die Schönheit und den Reiz der ursprünglichen Werke, erkennt aber auch die Grenzen der Übertragung in eine andere Sprachumgebung. Das Gedicht wirft Fragen nach der Natur des künstlerischen Ausdrucks und der Unvermeidbarkeit von Verlusten bei der Übersetzung auf. Es ist eine Hommage an Metastasio und gleichzeitig ein Nachdenken über die Komplexität und die Flüchtigkeit der Poesie, die an ihre spezifische Sprache gebunden ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.