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Meine Nächte sind heiser zerschrien…

Von

Meine Nächte sind heiser zerschrien.
Eine Wunde, die riß. Ein Mund
zerschneidet gläsernes Weh.
Zum Fenster flackerte ein Schrei herein
voll Sommer, Laub und Herz.
Ein Weinen kam. Und starke Adern drohten.
Ein Gram schwebt immer über unsern Nächten.
Wir zerren an den Decken
und rufen Schlaf. Ein Strom von Blut wellt auf.
Und spült uns hoch, wenn spät der Morgen grünt.

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Gedicht: Meine Nächte sind heiser zerschrien... von Ernst Wilhelm Lotz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Meine Nächte sind heiser zerschrien…“ von Ernst Wilhelm Lotz ist ein Ausdruck tiefster Verzweiflung und seelischer Zerrissenheit, eingefangen in einer prägnanten, oft bildhaften Sprache. Der Titel gibt bereits die Atmosphäre vor: Die Nächte sind nicht still, sondern von Schmerz erfüllt, „heiser zerschrien“, was auf eine Ohnmacht und das Unvermögen, den inneren Leidensdruck zu bewältigen, hindeutet. Das Gedicht zeichnet ein düsteres Bild einer unruhigen Nacht, gequält von inneren Wunden und dem Gefühl des Verlustes.

Lotz verwendet eine Reihe von Bildern, um die Intensität des Leidens zu verdeutlichen. Die „Wunde, die riß“ und der „Mund / zerschneidet gläsernes Weh“ sprechen von einer tiefen Verletzung, die nicht heilt, sondern immer wieder aufbricht. Der „Schrei“, der „voll Sommer, Laub und Herz“ ins Fenster flackert, deutet auf einen Moment der Erinnerung an vergangene Freude und Liebe hin, der das gegenwärtige Leid noch verstärkt. Das „Weinen“ und die „starken Adern, die drohten“ weisen auf eine körperliche Reaktion auf den seelischen Schmerz hin, der sich in innerer Anspannung und drohender Gewalt äußert.

Das zentrale Motiv des Gedichts ist das der Nacht, die zum Spiegelbild der inneren Zerrissenheit wird. Der „Gram“ schwebt über den Nächten, wie ein permanenter Schatten, der die Ruhe raubt. Das „Zerren an den Decken“ und das „Rufen nach Schlaf“ verdeutlichen die Unfähigkeit, dem Leid zu entkommen, die Rastlosigkeit und die Sehnsucht nach Ruhe. Der „Strom von Blut“, der „aufwellt“ und uns „hochspült“, symbolisiert eine Flut von Emotionen, die überwältigen und gefangen nehmen, bis der Morgen, das Ende der Nacht, anbricht.

Die sprachliche Gestaltung trägt maßgeblich zur Intensität des Gedichts bei. Lotz verwendet kurze, abgehackte Sätze und eine expressive Bildsprache, die das Gefühl der Beklommenheit und des Schmerzes verstärkt. Der Reim ist nicht durchgängig, was die Fragmentierung der Gedanken widerspiegelt. Die Verwendung von Substantiven und Verben, die Gewalt und Zerstörung implizieren („Wunde“, „zerschneidet“, „drohten“, „zerren“, „aufwellt“), unterstreicht das Ausmaß der inneren Not. Das Gedicht endet mit einem melancholischen Ausblick auf den Morgen, der zwar das Ende der Nacht markiert, aber keine wirkliche Erlösung verspricht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.