Meine Lebensart
In der ganzen Stadt ist keine
Hütte kleiner als die meine;
Für mich ist sie groß genug.
Noch viel kleiner ist mein Gärtchen,
Ich nur gehe durch sein Pförtchen;
Doch auch so ist′s groß genug.
Zweimal setz′ ich mich zu Tische,
Etwas Fleisch, Kohl, Grütze, Fische;
Hungrig ging ich nie zur Ruh.
Ja, im Sommer, ess′ ich Beeren:
Him- und Erd- und Heidelbeeren,
Oft kommt eine Birn dazu.
Bisher hatt′ ich stets zwei Kleider;
Viele Menschen haben, leider!
Eines nur, und das noch schwach.
Klagen wäre eine Sünde!
Arm ist nur der Lahme, Blinde,
Und die Waise ohne Dach.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Meine Lebensart“ von Elisabeth Kulmann ist eine charmante und bescheidene Selbstbeschreibung, die ein Gefühl von Zufriedenheit und Dankbarkeit zum Ausdruck bringt. Es zeichnet ein Bild eines einfachen Lebens in einer kleinen, aber ausreichenden Umgebung. Kulmann hebt die positiven Aspekte ihres Daseins hervor, ohne sich von äußeren Umständen beeinflussen zu lassen.
Das Gedicht gliedert sich in zwei Hauptteile, die durch die Beschreibung der Wohnung und des Gartens sowie der Ernährung und Kleidung gekennzeichnet sind. In den ersten beiden Strophen wird das Zuhause thematisiert. Obwohl die Hütte und der Garten klein sind, betont die Autorin, dass sie für ihre Bedürfnisse groß genug sind. Diese Aussage zeugt von einer inneren Ausgeglichenheit und der Fähigkeit, sich an das zu erfreuen, was man hat. Die Metapher des „kleinen Gärtchens“ deutet auf eine beschränkte, aber dennoch wertvolle Welt hin, in der sie ihre Ruhe und Zufriedenheit findet.
Der zweite Teil des Gedichts, in den letzten beiden Strophen, widmet sich der Ernährung und Kleidung. Kulmann beschreibt ihre einfachen Mahlzeiten und die gelegentliche Freude an Sommerbeeren, die die schlichte Lebensweise nochmals unterstreicht. Sie zeigt sich dankbar für das, was sie hat, und vergleicht ihre Situation mit der von anderen, die weniger Glück haben. Die Betonung des „Stets zwei Kleider“ und der Hinweis auf Menschen, die noch weniger besitzen, verdeutlichen ihre Wertschätzung für das, was sie hat, und ihre Ablehnung von Beschwerden.
Kulmanns Gedicht ist ein Loblied auf die Einfachheit und die innere Ruhe. Es ermutigt den Leser, die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen und sich nicht von äußeren Umständen bestimmen zu lassen. Der Verzicht auf materielle Güter und die Konzentration auf die inneren Werte wie Zufriedenheit und Dankbarkeit machen dieses Gedicht zu einem zeitlosen Plädoyer für ein erfülltes Leben. Die abschließende Zeile, die die Not derjenigen hervorhebt, die weniger Glück haben, verstärkt die Botschaft von Mitgefühl und Wertschätzung.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.