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Mein jüngstes Kind

Von

Ich wanderte schon lange,
Da kamest du daher;
Nun gingen wir zusammen,
Ich sah dich nie vorher.

Noch eine kurze Strecke
– Das Herz wird mir so schwer -,
Du hast noch weit zu gehen,
Ich kann nicht weiter mehr.

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Gedicht: Mein jüngstes Kind von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mein jüngstes Kind“ von Theodor Storm ist ein ergreifender Abschiedsbrief, der die Thematik des Todes und des Abschiednehmens von einem geliebten Menschen auf sehr persönliche und melancholische Weise behandelt. Es drückt die Trauer des Erzählers über das baldige Ableben eines Kindes aus, welches ihm erst spät im Leben geschenkt wurde. Die Kürze des Gedichts verstärkt die Intensität der Emotionen, da jede Zeile, jedes Wort von tiefer Bedeutung und Gefühlsschwäche getragen ist.

Der erste Abschnitt beschreibt die Begegnung des Erzählers mit dem Kind, als ob es sich um eine unerwartete Fügung des Schicksals handelt. Die Zeilen „Ich wanderte schon lange, / Da kamest du daher; / Nun gingen wir zusammen, / Ich sah dich nie vorher“ vermitteln das Gefühl der Dankbarkeit und Überraschung über das späte Glück. Die Worte deuten auf eine lange Lebensreise des Erzählers hin, bevor dieses Kind in sein Leben trat, wodurch die Verbindung umso wertvoller wird. Die Verwendung des Wortes „zusammen“ deutet auf eine innige Beziehung und das Teilen des Lebensweges hin.

Der zweite Abschnitt, eingeleitet durch das stockende „Noch eine kurze Strecke“, offenbart die Tragik und den Schmerz des Abschieds. Der Erzähler weiß, dass die gemeinsame Reise zu Ende geht, und die kommenden Zeilen drücken die Schwere des Verlustes aus. Das „Herz wird mir so schwer“ ist ein unmittelbarer Ausdruck des Kummers und der Trauer. Die letzten beiden Zeilen, „Du hast noch weit zu gehen, / Ich kann nicht weiter mehr“, sind von einer tiefen Melancholie geprägt. Sie verdeutlichen, dass das Kind, das noch einen langen Weg vor sich hat, dem Erzähler vorausgeht, was die Ungerechtigkeit des Verlustes und die Unvermeidlichkeit des Abschieds hervorhebt.

Die Einfachheit der Sprache und die klaren, prägnanten Bilder verstärken die emotionale Wirkung des Gedichts. Storm verwendet keine komplizierten Metaphern oder bildhaften Beschreibungen, sondern reduziert die Gefühle auf ihre elementarsten Formen. Diese Direktheit macht das Gedicht für den Leser greifbar und ermöglicht ein tiefes Eintauchen in die Trauer des Erzählers. Die Kürze des Gedichts ist ebenfalls bezeichnend, da sie die Endlichkeit und das Unvermeidliche des Todes widerspiegelt. Die wenigen Verse genügen, um die tiefe Verbundenheit zwischen Erzähler und Kind sowie den Schmerz des Abschieds eindrucksvoll zu vermitteln.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.