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Märtyrer im Vatican

Von

Nein, das nenn′ ich Tortur, das ist eine Strafe, so schrecklich,
Daß sie der Maler allein, der sie gebildet, verdient.

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Gedicht: Märtyrer im Vatican von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Märtyrer im Vatican“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine kurze, prägnante Reflexion über das Konzept der Tortur und ihre Darstellung in der Kunst. Es besteht aus lediglich zwei Versen, die eine deutliche Kritik am dargestellten Martyrium zum Ausdruck bringen. Der Dichter positioniert sich als Beobachter, der die Grausamkeit der Szene nicht nur als körperliche Qual, sondern auch als eine Form der Bestrafung und insbesondere der qualvollen künstlerischen Darstellung wahrnimmt.

Der erste Vers beginnt mit einem entschiedenen „Nein“, das die Ablehnung des Gesehenen markiert. Waiblinger identifiziert die Szene als „Tortur“, eine Bezeichnung, die die physische und psychische Belastung der Märtyrer betont. Bemerkenswert ist die Verwendung des Wortes „Strafe“, das die Tortur über die bloße körperliche Qual hinaus in den Bereich des Strafens, der gerichtlichen oder göttlichen Vergeltung, verlagert. Die Adjektive „so schrecklich“ unterstreichen die Intensität der Ablehnung, die sich im weiteren Verlauf auf die künstlerische Gestaltung der Szene bezieht.

Der zweite Vers führt die Interpretation weiter, indem er die Verantwortung für diese „schreckliche“ Szene dem „Maler“ zuweist. Waiblinger kritisiert nicht nur das dargestellte Martyrium an sich, sondern auch die Art und Weise, wie es dargestellt wird. Die Zeile „Daß sie der Maler allein, der sie gebildet, verdient“ deutet darauf hin, dass der Künstler, der die Tortur in Szene setzt, selbst die Qual verdient hat. Diese Aussage legt nahe, dass Waiblinger die Darstellung der Tortur als so übertrieben oder überzogen empfindet, dass der Künstler für die Erschaffung dieses „schrecklichen“ Bildes bestraft werden sollte.

Waiblinger scheint in seinem Gedicht eine tiefe Auseinandersetzung mit der Darstellung von Gewalt in der Kunst zu führen. Er hinterfragt die Grenzen dessen, was in einem Kunstwerk gezeigt werden darf und welche moralischen Implikationen eine solche Darstellung hat. Die Kürze des Gedichts und die klare, prägnante Sprache verstärken die Wirkung der Kritik und machen sie zu einem eindringlichen Kommentar über Kunst und Moral. Es ist eine Meditation über die Macht der Bilder, die Fähigkeit der Kunst, zu schockieren und zu verstören, sowie die Verantwortung des Künstlers, der diese Macht ausübt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.